David feierte seinen zweiten Geburtstag in Puerto Peñasco und hat bald 1/34 seines Lebens hier verbracht. Wir erleben erneut einen schweisstreibenden Moment, als wir unseren Mast stellten. Und wir laufen mit grossen Schritten auf das Einwassern zu.
Ein spezielles Datum hat sich vor kurzem zugetragen: der 20. November war nicht nur Davids Geburtstag, sondern markierte auch den Jahrestag von Milagros’ Auswasserung in Puerto PeñascoWir hatten immer gehofft, dass David seinen Geburtstag irgendwo an einem schönen Strand verbringen kann. Dem war jedoch leider nicht so. Deshalb haben wir für seinen Geburtstag einen Campingtrip geplant. Dogfish Margas Truck wurde dafür mit Campingmaterial, Essen, Bier, Feuerholz und Cabralianern beladen. Dann sind wir ein kleines bisschen ausserhalb von Peñasco ans Meer gefahren. Dort haben wir unser Lager aufgeschlagen und ein kleines Lagerfeuer angezündet. Mit einem Ausblick über das nächtliche Puerto Peñasco haben wir gegrillbiert. Den Vorsatz, dass nicht über Bootsprojekte gesprochen wird, haben wir innert kürzester Zeit gebrochen. Es geht halt nicht anders: Segler wollten halt einfach über Materialien, Technik und Herausforderungen philosophieren.
Das Nachthirn
Wir hatten auch eine interessante Diskussion über das ‘Nachthirn’. Das hat man dann, wenn man mitten in der Nacht aufwacht oder nicht einschlafen kann und das Hirn beginnt, in Bootsprojekten, To-Do-Listen, Erlebnissen und Erinnerungen zu graben und meist irrationale Ängste und Sorgen dazu hervorruft. Jeder in der Runde hatte schon Bekanntschaft mit seinem Nachthirn gemacht. Wir stiessen darauf an und führten uns den Geburtstagskuchen von Candy Cake zu Gemüte. Leider hatte ich vergessen, Kerzen zu organisieren. Aber zu Covid-Zeiten pustet man ja auch keine Kerzen mehr aus, oder? Mit Sternenhimmel, Meeresrauschen und auf einem viel zu harten Boden mit viel zu dünnen Campingmatten entspannten wir danach unsere Sinne vom viel zu lauten Boatyard.
Last Minute Anpassungen
Zurück beim Schiff mussten wir aber direkt wieder an die Säcke, denn tags darauf sollte unser Mast wieder gestellt werden. Die neue Takelage hatten wir bereits montiert und sie zum Schutz vor Schmutz in Plastik eingepackt. Die Lichter hatten den Funktionstest bestanden und der Radar war angebracht. Auch die Aluschienen, in denen die Segel hochgezogen werden, hatten wir gereinigt. Alles war soweit bereit. Jamie von SV Totem nahm sich noch kurz Zeit vorbeizuschauen, um unsere Arbeit zu checken.
Zum Glück gab es kein ‘so geht das nicht’, sondern ‘nur’ ein paar Verbesserungsvorschläge, von denen wir ein paar umsetzten. Einer davon waren Platzhalter aus Kunststoff, die wir zwischen den Mastpüttings einbauen konnten, um korrekte Winkel auf Zug sicherzustellen. Da wir keine passenden zur Hand hatten, haben wir Schneidbretter aus Kunststoff besorgt (es hatte leider keine weissen), mit Lochsäge und Bohrer selbst welche hergestellt und direkt montiert. Dann stand dem Mast stellen nichts mehr im Weg.
Wir kriegen Hilfe
Wir hatten ein paar Helfer organisiert, die uns dabei unterstützen, nochmals einen Sichtcheck zu machen und alles vorzubereiten, damit die Arbeiter den Kran am Mast befestigten konnten. Und natürlich auch, um uns mental beizustehen. Denn falls etwas schiefgeht, kann es richtig mühsam und auch teuer werden. Vielen Dank nochmals an Doug, Paul und Hazel!
Wo ist das Hydrauliköl?
Natürlich verlief das ganze Prozedere nicht ohne einen typisch mexikanischen Zwischenfall. Als der Mast auf halber Höhe am Kran hing, ging plötzlich nichts mehr. Kurze Zeit später tauchte der Chef des Trockendocks auf und meinte, neues Hydrauliköl sei bereits unterwegs und 'ahorita' (span. 'gleich') da. Was war passiert? Beim Ausfahren des Krans wurde das gesamte Hydrauliköl in die Schläuche gepumpt, und da der Kran ein Ölleck hatte, war irgendwann nicht mehr genug Öl da, um den Mast weiter hochzuheben.
Ahorita?
Unser Mast hing also einfach mal für eine halbe Stunde in den Seilen. Und wir hofften nur, dass der Öldruck währenddessen nicht zusammenfiel und das neue Öl wirklich gleich da sei. Denn wir kennen mittlerweile das mexikanische 'ahorita'. Es kann 'in 5 Minuten', oder 'in einer Stunde', oder 'wenn ich dazu komme' bedeuten. So wie 'mañana' (span. 'morgen') eher 'nicht heute, aber vielleicht morgen oder übermorgen oder irgendwann' bedeutet. Item. Das Öl war aber tatsächlich innert kürzester Zeit da und der Mast konnte erfolgreich gestellt werden. Sobald der Mast von allen vier Seiten gestützt war, konnte ein Yardarbeiter den Mast hochklettern und den Kran abhängen. Ende gut, fast alles gut.
Ein weiterer Meilenstein
Ein Fall (eine Leine um ein Segel am Mast hochzuziehen) hat es nicht auf die richtige Seite geschafft, und abends beim erneuten Lichtertest haben wir festgestellt, dass die LED-Birne des Navigationslichts 180° verkehrt rum drin ist. Das ist ärgerlich. Wir müssen zwar sowieso noch den Mast hoch, um die Windinstrumente auf dem Masttop zu befestigen. Wieso wir diese nicht vor dem Mast stellen oben befestigt haben, fragst du dich nun vielleicht. Es besteht immer das Risiko, dass der Mast oben den Kran berührt und so die Instrumente beschädigt werden können. Das ist bei uns passiert und wir waren froh, dass da oben nichts montiert war. Dennoch, ein weiterer Meilenstein war erreicht und wir stiessen gebührend darauf an. Milagros sieht nun endlich wieder aus wie ein richtiges Segelschiff.
Die Welle kommt wieder rein
Das letzte Teil, das wir benötigten, um unsere Antriebswelle wieder zu montieren, war auch angekommen. Es hatte sich nämlich herausgestellt, dass die Wellendichtung, die ich im August bestellt hatte, nicht passte. Ich weiss nicht, was ich damals gemessen hatte, jedenfalls mussten wir sie zurückschicken und die passende nochmals bestellen. Dann stand der Montage nichts mehr im Weg. Wir seiften die Welle ein, um das Wellenlager aussen am Schiff nicht zu beschädigen. Dann schoben wir die Welle in das Stevenrohr.
Innen am Schiff befestigten wir zuerst die Wellendichtung, dann legten wir die Welle in das Stehlager und am Schluss schoben wir die Wellenkupplung auf die Welle. Und der Propeller und eine Opferanode kamen an das andere Ende der Welle. Zu guter Letzt installierten wir die Wasserschmierung der Wellendichtung, für die wir etwas Wasser von der Motorenkühlung abzweigten.
Motorenausrichtung
Zu guter Letzt musste der Motor neu ausgerichtet werden. Eine falsche Ausrichtung kann zu einer Vielzahl von unerwünschten Ereignissen führen, von übermässigen Vibrationen und Kraftstoffverbrauch bis hin zu Lager- oder Wellenausfällen. Damit die Welle im Stevenrohr zentriert werden konnte, musste die Position des Motors ein wenig verändert werden. Um eine perfekte Zentrierung zu erreichen, hätten wir den Motor etwa 1 cm nach Steuerbord versetzen müssen. Das hätte einen enormen Aufwand bedeutet. Deshalb entschieden wir uns dafür, das bestmögliche herauszuholen, ohne neue Löcher für die Motorenbefestigung bohren zu müssen. Dennoch mussten wir den Motor um etwa 1 cm hochschrauben.
Gut genug
Wir denken, dass die Ausrichtung des Motors zwischen der Getriebeausgangskupplung und der Wellenkupplung jetzt gut genug ist. Gut genug um einzuwassern und sie dann nach ein paar Tagen im Wasser gegebenenfalls nochmals anzupassen. Wie gut unsere Ausrichtung ist, zeigt sich dann ohnehin erst wieder am Zustand des Wellenlagers beim nächsten Auswassern. Auch mit regelmässigen Tauchgängen können wir die Entwicklung im Auge behalten.
Thanksgiving
Thanksgiving stand dieser Tage ebenfalls vor der Tür. Pete von SV Mazu hatte dafür einen Tisch in einem Restaurant in der Nähe des Boatyards reserviert. Ein typisches Thanksgiving Mittagessen stand auf der Karte. Das Essen fühlte sich sehr vertraut an: Härdöpfelstock und Truthahn an einer Rahmsosse, dazu Rotchrut und Erbsli und Rüebli. Zum Dessert ein Pumpkin Spice Panna Cotta. Sehr lecker! Ein paar andere Segler hatten abends noch ein Buffet organisiert und wir steuerten eine selbstgemachte Apfelwähe bei. Danach sassen wir alle um ein Feuer und waren gemeinsam dankbar für all das was wir haben.
Mmmmmmh! Die Thanksgiving-Crew
Es geht weiter
Ein weiterer Schritt in Richtung Einwassern waren die letzten zwei Schichten Antifouling. Wir entschieden uns für Pettit Premium HRT. Wir freuten uns richtig auf das Streichen. Einerseits weil das Streichen des Antifoulings üblicherweise eine der letzten Amtshandlungen vor dem "Splashen" ist. Und andererseits, weil Milagros’ Look danach vollendet war. Und sie sieht nun echt richtig toll aus! Uns fehlt jetzt eigentlich nur noch der Baumbeschlag, auf den wir seit 3 Monaten warten. Wir denken, dass er ‘mañana’ da sein wird.
Möchtest du mit uns auf unsere wunderschöne Milagros anstossen? Wenn du möchtest kannst du uns ein Bier spendieren, in dem du auf den Button weiter unten klickst! Oder du wirst direkt ein monatlicher Supporter auf Patreon unterstützen. So oder so: Vielen lieben Dank!