Vorwärts statt seitwärts!

Dass uns unser Unterwasserschiff dermassen viel Arbeit bereiten würde, hätten wir nicht gedacht. Aber was sein muss, muss eben sein. Die letzten paar Wochen waren frustrierend und zäh. Wir haben uns aber durch die Baisse gekämpft und arbeiten nun tatsächlich an diversen Projekten gleichzeitig. Vorwärts statt seitwärts! So gefällt uns das.

Reparaturen mit Totalboat Epoxy

Zähes Unterwasserschiff

Die Fiberglasarbeiten am Unterschiff waren zäh wie Kaugummi. Die Zeit schien still zu stehen. Und so standen wir zum ersten Mal während dem Umbau frustriert in der Gegend herum. Aber weisst du was? Das ist Geschichte! Schnee von gestern! Denn inzwischen sind wir tatsächlich fertig geworden. Die Osmose-Problematik an unserem Unterwasserschiff ist, zumindest vorübergehend so gut wie es uns möglich ist, gelöst. Tschüss Fiberglas, hallo Fortschritt!

8 Löcher weniger

Auch haben wir inzwischen die überflüssigen Borddurchlässe verschliessen können. Diese hatten wir zuerst mit dem falschen Material zugemacht. Die Lochsäge musste wieder her, all unsere schönen Pfropfen in den vorbereiteten Löchern mussten wieder raus, und das korrekte Material kam rein. Nach der Korrektur legten wir auf beiden Seiten ein paar Schichten Fiberglas über die Pfropfen und nach dem Trocknen kam eine grosse Schleifmaschine von SV Alegria zum Einsatz. So gehören nun 8 alte, unbenutzte Borddurchlässe der Geschichte an.

Eine lange To-Do-Liste

Schon seit ein paar Tagen steht der Fokus nun ganz auf dem Freibord, der Hülle über der Wasserlinie. Tatsächlich haben wir den Fluch brechen können. Wir kommen wieder gut voran und arbeiten uns Schritt für Schritt vorwärts. Damit wir die Übersicht nicht verlieren haben wir eine Wand im Schiff zur To-Do-List erklärt. Sie ist nun von oben bis unten mit Post-Its vollgeklebt, auf welchen die vielen Arbeiten vermerkt sind, die noch erledigt werden müssen.

Pati sitzt vor unserer selbstgemachten To-Do-List

Viele kleine Löcher

Unser Freibord hatten wir in ebenfalls mühseliger Schleifarbeit während Tagen bis den alten Voranstrich und teilweise auch auf blankes Fiberglas heruntergeschliffen. Dabei kam zum Vorschein, dass der rissige Gelcoat zu Erosion geführt hatte. Weil durch die winzigen Haarrisse im Gelcoat konstant Wasser Zugang zum Fiberglas des Schiffs hatte, standen wir vor einer Hülle, die überall winzige Löcher aufwies. Diese mussten geschlossen werde. Ich schreibe hier bewusst in der Vergangenheitsform, weil wir auch in dieser Hinsicht gut vorangekommen sind.

Spachteln mit Totalboat

Ich sitze gerade in der Cruisers Lounge der Cabrales Boatyard. Dies nach dem Mittagessen und dem Kaffee, und nachdem ich soeben mit den Spachtelarbeiten am Schiff fast fertig hatte. Den meisten der kleinen Löcher habe ich den Garaus machen können. Zum Spachteln haben wir Totalboat Fairing Compound benutzt, eine Zweikomponenten-Spachtelmasse auf Epoxidharzbasis. Sehr einfach zu gebrauchen. Man erhält die Spachtelmasse in zwei Containern. In einen Kübel ist die Spachtelmasse gelb, im anderen blau. Man mischt die beiden Farben 1:1, und wenn die Masse nach etwas Vermischen grün ist, kann es mit dem Spachteln losgehen.

Spachteln ist wie Velofahren

So habe ich mir mal wieder zig Stunden lang den Podcast Cinéswiss zu Gemüte geführt und vor mich hin gespachtelt. Meine guten Freunde Alex, Hill und Spike zu Hause in der Schweiz sind meine Nummer eins wenn es um Unterhaltung bei langwierigen Arbeiten an der Hülle geht. Meine Erfahrungen aus jahrelanger Arbeit als Maler auf dem Bau kommen mir da zum ersten Mal so richtig zugute. Spachteln ist wie Velofahren. Wenn das mal drin ist, verlernt man’s nie mehr. So weist die Hülle von Milagros nun einen leichten Grünton auf. Das Einzige, was ein wenig mühsam war, ist der Fakt, dass die Spachtelmasse auf Epoxidharzbasis ist. Je wärmer es draussen ist, desto schneller trocknet die Spachtelmasse. Und da die Sonne hier im hohen Norden Mexikos gnadenlos ist, heizt sich die Schiffshülle relativ schnell auf. Nicht sehr hilfreich.

Gut und günstig

Die Farbe für den Anstrich des Freibords ist bereits bestellt. Hier haben wir uns schlussendlich für die billige Variante entschieden – ebenfalls von Totalboat. Unsere ursprüngliche Variante haben wir schnell in den Wind geschlagen, als wir mal berechnet hatten, wieviel der Anstrich unserer Hülle mit einem High-End Produkt kostet. Es wäre ein Vermögen gewesen. Mit dem billigen Anstrich macht es auch nicht ganz so sehr weh, wenn wir während dem Training mit Iñaki und Carmen irgendwo reinknallen.

Zeit für neues Rigging

Eine weitere Front, an der wir zumindest einen kleinen Fortschritt verkünden können, ist das Rigging. Wir haben Besuch von Jamie von SV Totem erhalten und er hat netterweise mit uns eine kleine Inspektion durchgeführt. Sein Fazit: "Ihr könnt froh sein, habt ihr es mit dem Mast am Stück bis nach Puerto Peñasco geschafft." Wie erwartet ist es höchste Zeit, die Mastabstützungen zu ersetzen, aber dass der Zustand gleich so prekär ist, wussten wir nicht. Glück gehabt. Wir haben noch ein paar Punkte der Vorbereitung abzuhaken, dann ist der Mast soweit bereit um demontiert und abgelegt zu werden. So wären wir bei unseren Top drei Projekten Anstrich, Wassertanks und Rigging einen Schritt weiter.

Zeit für ein neues Rigging
Das sieht nicht gut aus!

Kommt Zeit, kommt Rat

Wenn wir es schon von den Top drei haben: Am wenigsten fortgeschritten sind bisher unsere Arbeiten an unseren gerosteten Wassertanks. Dies, weil wir uns schlichtweg noch nicht entscheiden konnten, wie wir sie ersetzen sollen. Sollen wir sie wieder schweissen lassen? Bauen wir unsere eigenen aus Holz und Fiberglas? Wollen wir Plastiktanks? Wie können wir unsere Wasserkapazität erhöhen? So viele Entscheidungen! Und keine der bisherigen Optionen hat sich richtig gut angefühlt. Hier prokrastinieren wir bisher gekonnt. Das dürfte aber insofern die richtige Taktik sein, als dass die Wassertanks überlebenswichtig sind. Da bringt es nichts, die Umbauarbeit überstürzt anzugehen. Kommt Zeit, kommt Rat.

Pläne für einen Ersatz unserer Frischwassertanks
Berechungen fürs Tank-Design

Unser neuer Force 10 Ofen

Neuigkeiten gibt es auch in unserer Küche: Jim, einer unsere Nachbarn, hat uns in seinem riesigen Wohnmobil unseren neuen Force 10 Ofen gebracht, als er wieder mal für ein paar Tage aus Amerika angereist ist, um an seinem Schiff zu arbeiten. Dies nachdem er den Ofen zuerst einmal in tagelanger, mühseliger Sucharbeit in Phoenix, Arizona lokalisieren musste. Vielen Dank dafür! Der Einbau ist noch nicht ganz abgeschlossen, aber wir können tatsächlich kochen und backen!

Einfach nur braun

Es hat alles wieder einmal länger als geplant gedauert. Nachdem wir den alten Propanherd ausgebaut hatten (wir haben ihn Carlos, dem Torwächter geschenkt), musste erst mal die nun nackte Rückwand in der Küche frisch gestrichen werden. So sind wir schnurstracks in den Farbladen gefahren und haben uns für ein helles Braun entschieden. Nur schade, dass sich das helle Braun zurück auf Milagros als leuchtendes Orange mit leichtem Braunton herausstellte. Augenkrebs! Weg damit! Das war nicht die beste Wahl unsererseits. Also zurück zum Laden, wo uns freundlicherweise ein schönes, nun tatsächlich braunes Braun gratis neu gemischt wurde.

Neue Aufhängungen

Die Rückwand war so schnell noch einmal gestrichen. Da der Ofen ja im Schiff frei muss schwingen können, werden spezielle Aufhängungen mit dem Ofen mitgeliefert. Nach Inputs von anderen Seglern und ein bisschen Recherche im Internet haben wir uns schlussendlich aber entschieden, diese nicht zu benutzen. Sie sind aus dünnem rostfreiem Stahl gefertigt, und wir haben ein, zwei Geschichten gefunden, in welchem die Gimbals (Aufhängungen) nachgegeben haben und so Öfen quer durch Schiffskabinen geflogen sind. Das ist ultragefährlich. Wir wollen weder einen Ofen am Kopf, noch Verbrennungen. So müssen andere Aufhängungen her.

Keine Flugstunden

In einem Blogpost haben wir eine Vorlage gefunden, wie wir die Gimbals auf relativ einfach Weise durch eine viel stärkere Konstruktion austauschen können. Deshalb haben wir zwei Aluminium-Platten in den USA bestellt, die wir von den Arbeitern hier im Cabrales Boatyard bearbeiten lassen wollen. So müssen wir keine Angst haben, dass unser neuer Force 10 plötzlich Luftsprünge vollführt. Ich habe auch noch bei der Firma selber nachgefragt und tatsächlich kam einige Tage später ein E-Mail zurück. Force 10 wird in Zukunft neue und stärkere Aufhängungen mit ihren Öfen mitliefern. Netterweise schicken sie uns gleich ein paar nagelneue Gimbals direkt auf den Boatyard. Danke Force 10!

Ein Abenteuer steht an

So geht es tagein, tagaus. Wir sind froh, dass wir endlich wieder gute Neuigkeiten vermelden können und vorwärtskommen. Es ist höchste Zeit, dass etwas geht. Wir haben nämlich grosse Pläne für Mai und Juni und werden keine Zeit mehr für Milagros haben. Kannst du erraten, was ansteht? 🙂

Hier weiterlesen


4 Comments

Schreibe einen Kommentar