Mit Vollgas durch die Wüste

Ende September wollten wir mit Milagros ins Wasser. Nun haben wir das Rennen gegen die Zeit verloren. Es ist bereits Oktober und wir schleifen die Farbe zum zweiten Mal von der Hülle, der Mast liegt immer noch neben Milagros und Wassertanks haben wir auch noch keine. Allerdings besteht kein Grund zur Sorge. Der Umbau eines Schiffs kostet entweder doppelt so viel wie geplant, dauert doppelt so lange, oder beides. Bei uns scheint Zweiteres die Wahrheit zu sein. Wir hatten ja manchmal auch Wichtigeres zu tun. Einen Tag lang durch die Sonora-Wüste zu brettern zum Beispiel.

Wüstenbuggy in der Sonorawüste

Irgendwie ist es im Moment komisch. Wir arbeiten an so vielen Projekten gleichzeitig, dass wir manchmal gar nicht wissen wo uns der Kopf steht. Aber gleichzeitig ist da irgendwie ein Schimmer am Horizont, ein ganz kleines Licht am Ende des Tunnels. Irgendwie geht’s ein bisschen dem Ende zu. Warum wir dieses Gefühl haben? Das können wir selber nicht genau erklären. Aber es ist ein gutes Gefühl!

Rückkehr der Segler

Der Cabrales Boatyard füllt sich langsam aber sicher wieder mit Leben. Man merkt, der Beginn der Cruising-Saison in der Sea of Cortez steht an. Die Segler und Seglerinnen kommen nach der Sommerpause zurück zu ihren Schiffen und erwecken sie aus ihrem Schlaf im Wüstenstaub. Nicht so Milagros und ihre Crew. Wir haben den ganzen Sommer in Puerto Peñasco verbracht. Es ist seit Anfang Jahr praktisch kein Tag vergangen, and dem wir nicht mindestens ein klein wenig an Milagros gearbeitet haben. Mit Ausnahme unseres Ausflugs in die Wüste vielleicht.

Segelschiffe in der Cabrales Boatyard in Rocky Point

Höchste Zeit also, dass wir uns wieder mal einen Tag frei nehmen und was anderes machen als schleifen, schrauben, basteln, reparieren. Erinnerst du dich noch unseren wilden Ritt mit Leonel von der Werkstatt gleich in der Nähe? Wenn ja, bist du ein regelmässiger Leser, wenn nein, wäre es vielleicht Zeit unseren Newsletter zu abonnieren. Dann bist du immer up to date. Kein Spam, keine Werbung, nur die Info, wenn wir einen neuen Blogpost hochladen!

Eine kleine Erinnerung

Da Leonel direkt um die Ecke wohnt und wir uns so auf seinem Arbeitsweg befinden, hält er praktisch täglich an um Hallo zu sagen und einen kleinen Schwatz zu halten. Auf unserem Ausflug mit seinem Rennwagen hat er uns gesagt, dass ein Wüstenrennen ansteht. Als er eines Abends wieder bei uns am Zaun steht, erinnert er uns daran. Am Wochenende sei es wieder soweit, er würde uns herzlich dazu einladen.

Nichtsahnend widmeten wir uns am Freitagabend wieder den Arbeiten am Boot, als abermals Leonel vorbeischaute. Dies für eine kleine, aber relativ kurzfristige Erinnerung daran, dass das Wüstenrennen von Sonoyta an der Grenze zu den USA nach Puerto Peñasco morgen Samstag stattfinden würde. Treffpunk 6 Uhr in der Früh bei der Werkstatt. Ein bisschen überrumpelt sagten wir zu. Konnten wir uns ja schliesslich nicht entgehen lassen.

Morgen 6 Uhr in Peñasco

Leonel hatte für das Rennen ein ganzes Team zusammengetrommelt. Erste Amtshandlung – Bier kaltstellen und gleich mal eins aufmachen. Das Frühstück der Champions. Leonels Rennwagen war bereits gepackt und auf den Truck geladen. So wurde keine Zeit verloren und unser Konvoi setzte sich in Richtung Sonoyta in Bewegung. Nach einer ca. einstündigen Fahrt durch die Wüste gen Norden kamen wir beim Treffpunkt an. Was wir damals noch nicht wussten – für Pati war bereits ein Spezialplatz fix eingeplant.

Eine nette Überraschung

Wir waren noch kaum angekommen, drückte Leonel ihr einen Rennkombi und einen Helm in die Hand. «Du kommst mit uns mit!», sagte er. Verdutztes Gesicht bei Pati. Wollte sie das wirklich? Sie hatte keine Wahl. Kurze Zeit später sass sie angegurtet im Rennauto, gesteuert von Leonel und seinem Kopiloten und Navigator. Ich blieb bei den Assistenten zurück. Mir wurde erklärt, dass wir dafür verantwortlich seien, zu einem gewissen Zeitpunkt bei einem der verschiedenen Pit-Stop entlang der Strecke zu sein, damit die Crew gewechselt werden, das Rennauto getankt und gecheckt werden konnte.

Die Tecate Light Theorie

Unsere Hauptaufgabe schien aber vor allem zu sein, währenddessen möglichst viel Tecate zu trinken. Die Taktik der Mexikaner: Mit dem blauen Tecate Light hältst du den ganzen Tag durch, das geht nicht mit dem Tecate Original. Eine interessante Theorie, nun konnte ich sie selber austesten. Man soll ja bekanntlich viel trinken, wenn es draussen heiss ist. Bevor wir uns zum Pit-Stop aufmachten, gönnten wir uns noch eine Ladung Tacos bei einem kleinen Stand in der Stadt. Mit Tacos kann man hier in Mexiko einfach nichts falsch machen. Ein Genuss!

Bereit in der Boxengasse

Beim Zwischenstopp angekommen zeigte sich schnell, dass die Dünen-Racer ihren Sport ernst nehmen. Kaum angekommen fuhren auch schon die ersten Rennwagen in den Pit-Stop ein. Sofort kümmerten sich die Teams und Fahrer und Fahrzeug. Reparieren, tanken, trinken und das ganze Auto unter die Lupe nehmen. Waren Schäden zu erkennen? So schnell wie möglich musste der Wagen wieder bereit sein. Weiter geht’s! Keine Zeit zu verlieren! Einige Wagen verzichteten komplett auf den Stopp und rauschten einfach durch die Haltezone hindurch.

Wo zur Hölle sind sie?

Pati, Leonel und der Navigator liessen auf sich warten. Als schon praktisch alle anderen Dünen-Buggies vorbeigedonnert waren, kam aber plötzlich Bewegung in die Bude. Alles wurde für die Ankunft der drei vorbereitet. Als dann ein kleiner gelber Punkt zu erkennen war, der gefolgt von einer Staubwolke immer näher kam war klar, da sind sie! Warum aber hatten sie so lange gebraucht?

Wir sind bereit!

Als das Auto zum Stopp gekommen war, half ich beim Nachfüllen des Benzins mit. Ich war für den Feuerlöscher verantwortlich. Und dies nicht umsonst, denn es passierte prompt ein Malheur. Mit der Belüftung eines Tanks war etwas schiefgelaufen, sprudelte plötzlich das Benzin in der falschen Richtung aus dem Tank zurück über den Motor. Kein Problem bei uns in Mexiko, einfach ein paar Wasserfalschen über den Motor gekippt kippen und schon war das Problem gelöst. Weiter ging die wilde Fahrt mit neuer Crew, und ich konnte eine verschwitzte Pati im Pit-Stop willkommen heissen.

Wüstenbuggy fährt los
Los! Los! Los!

Pati die Wüstenrennmaus

Sie hatte ein hartes Stück Arbeit hinter sich. Sie erzählte wie die drei über Stock und Stein, Hügel hinauf und hinunter durch wie Wüste gebrettert waren. Dies nicht ohne einen kleinen Unfall, denn Leonel verlor kurzzeitig die Kontrolle und der Wüstenbuggy landete durch Büsche, Sträucher und Kakteen hindurch in einem Bachbett. Von dort musste der Rennwagen mit Hilfe von Zuschauern wieder zurück auf die Strecke gebracht werden. Das kostete natürlich ordentlich Zeit.

Wie gewonnen, so zerronnen

Als die kleine Boxengasse wieder zusammengeräumt war, begann die Suche nach Leonels Rennwagen. Wir fuhren der Strecke entlang und als wir den gelben Flitzer lokalisiert hatten, blieben wir ihm dicht auf den Fersen. Da die Strecke im Gegensatz zu der ersten Hälfte flach war, raste die Wüstenzitrone wie der Blitz vorwärts. Das war sehr imposant anzuschauen. Allerdings war die Freude nur von kurzer Dauer. Denn der Wagen blieb auf dem Weg zum Ziel gleich zwei Mal stehen. Das eine Mal war die Batterie das Problem, das zweite Mal war das Rennen dann endgültig vorbei.

Alle packen an

Kurz vor dem Ziel blieb Leonels Baby stehen und wollte nicht mehr. Mit vereinten Kräften und mit gütiger Mithilfe von anderen Wüstenpiloten schoben wir den Wüstenbuggy ins Ziel. Kollektive Erschöpfung wandelte sich in Freudentaumel. Bei den Wüstenrennen zählt nicht der Sieg, sondern dass Crew und Auto es überhaupt ins Ziel schaffen. Mensch und Material wird alles abverlangt. Pati erhielt nach anfänglicher Zurückhaltung der Crew dann trotzdem noch die obligate Bierdusche.

Die Preisverleihung

Anschliessend wurden wir auch noch zur Siegerehrung eingeladen. Diese fand in einer Bar statt und konnte sich sehen lassen. Es wurde eigens eine Bühne aufgebaut und gefühlt erhielt jeder Fahrer einen Preis. Hervorzuheben ist, dass auch eine 15-jährige Amerikanerin auf die Bühne gebeten wurde, die das komplette Rennen in ihrem Buggy mit kaputten Bremsen absolviert hatte. Respekt! Nach Nachos und ein paar Bier mehr intus brachte uns Leonel dann zurück zum Schiff, wo wir in einen tiefen, wohlverdienten Schlaf fielen. Das war mal wieder ein Erlebnis das wir nie gemacht hätten, wären wir einfach Zuhause geblieben…

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