Verrückte Segler drehen durch!

«Alles ist gut» hätte dieser Blogpost eigentlich heissen sollen. «Alles ist gut» als Titel für einen Blogpost? Wie langweilig. Interessiert keinen! «Verrückte Segler drehen durch!» generiert einfach mehr Interesse. Leider müssen wir dich enttäuschen, liebes Internet. In diesem Blogposts sind weit und breit keine Bikini-Chicks zu sehen. Wir wissen halt einfach wie du funktionierst. Wir sind jung und brauchen die Klicks. Bei uns auf Milagros ist im Moment alles bestens, wir leben den wahrgewordenen Seglertraum und hoffen, dass dies noch möglichst lange so bleibt. Proscht minand!

Voller Vorfreude lichteten wir in La Paz den Anker (diesmal ohne Zwischenfälle), und setzten Kurs in Richtung Südost-Küste der Insel Espiritu Santo. Der längste Sandstrand der Insel wartete auf uns, denn «Playa Bonanza» erstreckt sich praktisch über die ganze Länge der Ankerbucht. Und damit nicht genug – auch unsere Freunde waren unterwegs! SV Alegria, SV Cavu und SV Boomerang hatten soeben die Überfahrt mexikanischen Festland hinter sich gebracht. SV Susimi nahmen wir gleich aus La Paz mit. So würde wir die Playa Bonanza ein Stelldichein von Bewohnern und Ex-Bewohnern des Cabrales Boatyard. Darauf hatten wir schon lange gewartet.

Das grosse Wiedersehen

Als alle Schiffe sicher vor Anker lagen, trafen wir uns alle am Strand. Und was für ein Strand das war. So weit das Auge blicken konnte erstreckte er sich schneeweiss von einem Ende bis ans andere Ende der Bucht vor klarem, türkisem Wasser. Diese Ankerbucht ist echt ein Highlight. Wenn das mal kein würdiger Platz für eine Reunion war. So wurde geschwatzt, gelacht, getrunken und das Wiedersehen genossen, denn es gab viel zu erzählen. Als wir uns am Abend auf SV Alegria einen oder zwei Schlummertrünke gönnten, staunten wir nicht schlecht. SV Beleza bot der Runde einen 23 Stunden alten Rum an. Vor 23 Stunden gekauft? Denkste! Vor 23 Stunden fertig destilliert! Auf ihrem Schiff! Pati und ich sind ja überhaupt keine Fans von Schnaps, Whisky, Rum, Tequila und Konsorten aber hier konnten wir ja schlecht Nein sagen. Während der Degustation verabredeten wir uns auch gleich mit Jo und Barry von SV Boomerang zu einem frühmorgendlichen Spaziergang über die Insel.

Auf dem Weg über die Insel

So trafen wir uns am nächsten Morgen und liefen los. Wir überquerten die Insel im Zickzack-Kurs, denn unser Pfad war gesäumt mit allerlei stachligen Wüstenpflanzen, eingerahmt von den typischen Hügeln aus kargem Lavagestein in allerlei Braun- und Rottönen. In der Sea of Cortez schaut immer alles ein wenig gleich aus. Die Szenerie ist aber dermassen schön, dass man trotzdem nie genug davon bekommt. Glasklares Wasser wie aus dem Reisekatalog trifft auf die Wüste und Millionen Jahre von Tektonik haben eine Mondlandschaft gebildet, die an Dramatik teilweise gar nicht zu überbieten ist. Wir haben schon Leute getroffen, die über 10 Jahre in der Sea of Cortez unterwegs sind und nirgendwo anders hinwollen. Wir können es ihnen nicht verübeln.

Spass am Strand

Auf der anderen, der Westseite der Insel angekommen widmeten wir uns dem Erkunden, Frisbee-werfen (Jo und Barry von Boomerang sind Profis) und Geniessen. Eine Gruppe Geier war gerade dabei, die letzten brauchbaren Reste von einem angeschwemmten Trompetenfisch aufzupicken. Wo wir wieder beim Thema wären. Wo sonst teilt man sich Traumstrände nur mit Geiern anstatt hunderten rotgebrannten All-Inclusive-Touristen? Genau – da gibt es wahrscheinlich nicht viele Orte auf der Welt. Obwohl es hier durchaus Touristen, Hotelkomplexe und Kreuzfahrtschiffe hat, wird die Sea of Cortez als Destination von der Welt übersehen. Und das ist gut so.

Wir segeln wieder zurück nach La Paz

Zurück beim Schiff verbrachten wir die nächsten paar Tage mit Rumgammeln und Schnorcheln. Und dann ging es wieder zurück nach La Paz. Wieder nach La Paz? Wirklich? Was ist hier los? Da können wir ja gleich einziehen, Mitglieder im Club Cruceros werden und uns als Moderatoren für Cruisers Net bewerben (wer mit seinem Schiff in La Paz war, weiss wovon wir reden). Da La Paz alles zu bieten hat was das Herz begehrt, wollten aber natürlich alle anderen Schiffe einen Abstecher für Besorgungen, Reparaturen und Ähnliches machen und so schlossen wir uns einfach an. Nachdem wir aufgrund von günstigem Wind den Canal de La Paz heruntersegeln konnten, sassen wir auch schon wieder vor Anker vor der Stadt, wo wir uns um die Arbeit am Schiff und Online und neue Blogposts kümmerten. Schnell war aber klar – lange bleiben wir hier nicht.

Hummeln im Hintern und Ameisen in der Unterhose

Nachdem die Hummeln im A**** sich wieder meldeten, verabschiedeten wir uns für erste von unseren Freunden und für lange Zeit oder sogar für immer (wer’s glaubt) von La Paz und machten uns auf den Weg in Richtung Puerto Escondido, wo wir damals mit kaputter Diesel-Einspritzpumpe festsassen. Da wir für ein Konzert der grossartigen Band “Greta van Fleet”nach Mexico City fliegen werden, hatten wir dort in der geschützten und ruhigen Lagune eine Boje reserviert. Dort können wir Milagros ohne schlechtes Gewissen alleine lassen um das Konzert in der grossen Stadt zu besuchen. Los ging’s: Erster Halt – wieder Playa Bonanza. Nach unserer grenzwertigen Erfahrung mit dem lokalen Wind «Corumuel»wollten wir einfach nur eine Ankerbucht, die vor Wind und Wellen aus dem Westen geschützt war. Playa Bonanza ist dafür eine der wenigen brauchbaren Buchten auf der Insel.

Ganz alleine vor Anker

Und siehe da: Unsere Entscheidung war die richtige. Wir verbrachten zwei ruhige Nächte vor Anker. Und das komplett alleine. Wo sich ein paar Tage zuvor noch fast 10 Schiffe einfanden, war dieses Mal keine Menschenseele zu finden. Nur ein paar Charter-Katamarane mit Ausflüglern kamen für ein paar Stunden vorbei. Ansonsten – völlige Ruhe. Wir genossen jede Sekunde, machten Dinghy-Ausflüge (Anglerglück inklusive), machten Strandspaziergänge und können eigentlich nur die Bilder sprechen lassen.

Weiter Richtung Norden

Ein paar Tage später zogen wir weiter. Der spektakulären Ostküste der Isla Espiritu Santo entlang motorten wir gen Norden und konnten am Horizont sogar noch einen Buckelwal bei seinen Luftsprüngen beobachten. Leider war er/sie sehr weit entfernt. Eindrücklich war es allemal. Unser Ziel war erneut die Isla San Francisco, der Pflichtstopp. Das letzte Drittel der Fahrt konnte wir sogar segeln. Der Wind nahm stetig zu, bis er sich bei knapp 15 Knoten einpendelte. Milagros zog davon und auf ihrem Rücken preschten wir durch die Wellen in Richtung der Insel. Da der Wind in den darauffolgenden Tagen günstig war, wechselten wir nach einer Nacht in der Westbucht einmal um die Insel in die Ostbucht. Diese hatten wir zuvor bei einem Spaziergang über den Hügelkamm der Insel ausgekundschaftet.

Einen neuen Ort erkunden

Nun konnten wir wieder einen neuen Ankerplatz in der Sea of Cortez abhaken. Die Bucht an der Ostseite der Insel ist steiniger als der Traumstrand auf der anderen Seite, deshalb gingen wir die Sache langsam an. So lange, bis wir merkten, dass wir mehr als genug Platz haben. Zu Beginn waren wir das einzige Schiff vor Anker und so machten wir uns auf zum Erkunden mit Taucherbrille und Schnorchel. Die Sea of Cortez ist ein Schnorchel-Paradies mit ihren sandigen und steinigen Untergründen und ihren vielen Meeresbewohnern. Wenn man bedenkt, nur mehr ein Bruchteil dessen unterwegs ist, was vor ein paar Jahrzehnten noch herumschwamm, kann man es sich kaum vorstellen, was losgewesen sein muss, als Jacques Cousteau in den 80er-Jahren hier noch seine Runden drehte.

Von Cocktail zu Cocktail

Nach und nach fanden sich auch unsere Freunde wieder ein, die aus La Paz nachkamen. Denn bald war fertig mit der Ruhe in der Bucht. Cavu Daves 40ter Geburtstag stand an und das wollte mächtig gefeiert werden. So wurde kurzerhand ein Boat Crawl mit abschliessendem Abriss auf Cavu organisiert, wo wir in seinen Geburtstag hineinfeiern würden. Jedes Schiff in der Bucht musste einen Drink erfinden, ihm einen Namen geben und Snacks bereitstellen. Auf einem Schiff nach dem anderen fand dann die Degustation des jeweiligen Cocktails statt. Wir fingen morgens auf Milagros an. Es gab Pancakes mit Ahornsirup, Honig, Nutella, Joghurt, Früchten und allem was das Pancake-Herz begehrt und den «Milaprost», einen Cocktail aus Tequila, Bier, Ananassaft und Grenadinesirup.

Harti Party!

So hüpfte die ganze Bande, bestehend aus den Crews von 6 Schiffen von Boot zu Boot und natürlich wurde die Fete immer ausgelassener. Zum krönenden Abschluss fanden sich alle auf Cavu ein, wo bis in die frühen Morgenstunden gefeiert wurde. Zum Glück kannten wir (fast) die ganze Ankerbucht, denn es wurde durchaus ein wenig lauter. Und dann, um Mitternacht war es soweit: Happy Birthday Cavu Dave! Auf viele weitere Zusammenkünfte in schönen Ankerbuchten irgendwo in der Weite des Ozeans! Am nächsten Morgen brauchten natürlich alle ein wenig länger, um in die Gänge zu kommen. Dass wir den ganzen Tag neben Flüssignahrung auch Festes zu uns nahmen rettete allen das Leben. Der allgemeine Tenor war: «Ich hätte einen schlimmeren Morgen erwartet.»

Die See ruft

Und so zogen die Tage und Stunden dahin. Wir hatten die Party extra einen Tag vorverschoben, da wir Milagros wieder bereit machen mussten. Wir hatten nur begrenzt Zeit zum Erkunden bevor wir wieder ins Internet mussten. Als die Kopfschmerzen zwei Tage nach der Party verklungen waren packten wir unsere Siebensachen, machten Milagros bereit und machten uns zusammen mit Cavu auf den Weg weiter in Richtung Norden.

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