Segeln, Schnorcheln, Geniessen

Wir haben uns also endlich von Guaymas losgerissen und befinden uns auf der schönen Baja Seite bei der Isla Coronados. Pläne und Ziele haben wir diese Saison keine – wir wissen nur, dass wir Mitte Juni zurück in die Schweiz fliegen.

Diese Saison erkunden wir verschiedene Ankerplätze in der Loreto-Region, bekannte und neue. Nun war es Zeit, den Geheimtipp von SV Cavu auszuprobieren: Einen Ankerplatz, der nicht in Navionics, einem beliebten Navigationsprogramm, eingetragen ist. Als die Wetterkonditionen passten, segelten wir gemütlich dorthin und siehe da, keiner war da. Wir ankerten bei den uns zur Verfügung gestellten GPS-Koordinaten und uns gefiel es dort auf Anhieb.

Der Geheimtipp

Wir ruderten direkt an Land und erkundeten den langen, menschenleeren Strand. Wir kletterten auch auf einen nahegelegenen Hügel, denn es hiess es habe ein Dörfchen names «Ligüi» mit einem Shop in der Nähe. Oben auf dem Hügel angekommen sahen wir die Häuseransammlung, und beschlossen, Ligüi am nächsten Tag einen Besuch abzustatten. Am Abend packten wir ein Sonnenuntergangs-Bier und ein Beachball Set ein und ruderten wieder an den Strand. (Ja, wir hätten auch einen funktionierenden Aussenborder, aber Rudern ist gemütlicher und zudem ein gutes Workout). Es war super, alles für uns allein zu haben. Einzig die Bobos – kleine, harmlose, doch sehr nervige Insekten – waren mit uns.

Mal wieder was kaputt

Leider konnten wir nicht lange an diesem schönen Örtchen bleiben, denn es war mal wieder Nordwind vorhergesagt. Deshalb segelten wir zu der benachbarten Insel Isla Carmen, die eine schöne geschützte Bucht zu bieten hatte: Bahia Colorado. Unterwegs wurde uns allmählich klar, dass mit unserem nicht mal 3 Jahre alten B&G Funkgerät etwas nicht stimmte. Wir hörten nichts mehr und das mit der Haupteinheit über Wlan und Bluetooth verbundene Gerät im Cockpit wollte sich nicht mehr verbinden. Wir versuchten, per Funktest Schiffe in der Nähe zu erreichen, was ebenfalls nicht erfolgreich war. Wir waren somit taub und stumm. Einzig das AIS, die Positionsübertragung via GPS, schien noch zu funktionieren. Also zumindest meistens.

Aus neu mach alt

Uns schwante schon Böses: etwas an der Antenne oder dem Kabel könnte kaputt gegangen sein. Falls ja, wäre das sehr mühsam und bis Saisonende unlösbar. Aber um das auszuschliessen, holten wir die alten Funkgeräte aus der Bilge und installierten eines drinnen und eines draussen. Und siehe da: drinnen hörten wir sofort wieder Geplapper auf dem Funk. Draussen jedoch nicht. Dann wechselten wir die Geräte. Drinnen war wieder alles zu hören, draussen nicht.

Also wussten wir: Mit der Antenne, dem Kabel zur Navigationsstation und den alten Geräten war grundsätzlich alles in Ordnung, aber das Antennenkabel zum Cockpit war kaputt. Immerhin hatten wir nun ein funktionierendes Funkgerät. Wir verbrachten zudem etwa – ohne Schweiss – 10 Stunden in der Warteschleife von B&G. Das Ergebnis: die Garantie ist abgelaufen, das Gerät irreparabel und sie können uns zum halben Preis ein neues Gerät schicken, aber nicht nach Mexiko. Schön.

Nordwindschutz

Die Bahia Colorado war eine wunderschöne Bucht mit steiniger Küste an der Südostseite der Isla Carmen. Mit dem Kajak erkundeten wir diese auf und ab, denn viele Steine bedeutet üblicherweise viele Fische. Zum Schnorcheln war es aber noch etwas zu kalt. Der Nordwind half auch nicht unbedingt dabei.

Karte der Loreto-Gegend

Sobald der Wind vorbei war, machten wir uns auf den Weg zurück zur Isla Coronados. Wir hofften eigentlich auf einen Zwischenstopp in einer kleinen, aber sehr schönen Bucht an der Nordostseite der Isla Carmen. Doch von Norden her hatte es noch alte Dünung, die in die Bucht schwelte und das ‘Gegagele’ wollten wir uns nicht antun.

Ein langersehntes Goodie

Dass wir zurück zu Coronados wollten, hatte einen ganz bestimmten Grund: Bernie auf ‘SV Momo’ war da. Ein paar Tage zuvor war er von Guaymas auf die Baja Seite gesegelt. Wir freuten uns nicht nur darauf, ihn zu sehen, er hatte auch noch wertvolle Fracht für uns bei sich an Bord. Kurz vor seiner Abreise hatte ich nämlich in Guaymas eine Sailrite Nähmaschine erstanden, und er hatte sie dabei. Was denn eine Sailrite Nähmaschine ist, fragst du dich vielleicht? Es ist eine extrastarke Industrie-Nähmaschine, die bis zu 12 Lagen in geraden und Zickzackstichen näht. Damit kann ich sogar ein Segel nähen, wenn ich will. Und ich wollte schon seit Beginn unserer Segelreise eine solche Nähmaschine besitzen. Alle bisherigen Nähprojekte habe ich auf geliehen Sailrites gemacht, nun habe ich endlich meine eigene.

Höchste Eisenbahn

In den darauffolgenden Tagen pendelte sich ein, dass Bernie für den Afterwork oder Sonnenuntergangsdrink zu uns auf Schiff kam und wir gemütlich bei einem Bier oder zwei über Gott und die Welt philosophierten. Irgendwann gingen unsere Vorräte, vor allem das Propan, zu Ende und Bernie wollte ein bisschen weiter nach Norden, um mit der Harpune zu fischen. Also segelten wir an einem ruhigen Morgen erneut nach Loreto zum Einkaufen. Das war eine gute Entscheidung. Denn just am Abend zuvor ging uns während dem Kochen das Propan aus. Zum Glück haben wir eine mobile Induktionsplatte für den Morgenkaffee.

Man trifft sich

Wir wollten unsere Einkäufe in Loreto in zwei Touren erledigen, einmal Essen einkaufen und einmal Propan und Diesel holen. Unser Dinghy bietet nicht genügend Platz für beides. Vor Anker sichteten wir das Schiff ‘Turquesa’ mit Chris an Bord. Wir haben ihn vor ein paar Monaten nördlich von Guaymas in einer Ankerbucht kennengelernt. Auf dem Weg an den Strand schauten wir bei ihm vorbei, um ein bisschen zu plaudern. Spontan entschloss er sich, auch mit an den Strand zu kommen. So hockten wir uns in eine Strandbeiz und assen erst mal gemütlich Frühstückstacos. Bernie war in der Zwischenzeit schon irgendwo in der Stadt beim Coiffeur.

Tschau Bernie

Bewaffnet mit unserem Karren gingen wir zu Fuss zum Supermarkt, um unsere Vorräte aufzufüllen. Der Weg führte uns der ansprechenden Tourimeile entlang, die mit Bäumen und Palmen gesäumt war und bei einer Kirche endete. Auf dem Rückweg gönnten wir uns anstatt einer Glace einen leckeren Smoothie. Als wir wieder zurück am Strand bei unserem Dinghy waren, war von Bernie und ‘Momo’ schon nichts mehr zu sehen. Er hatte sich mit seinem Schiff ‘Momo’ bereits zum Treffpunt auf der Westseite der Isla Coronados aufgemacht.

Mexikanische Hilfsbereitschaft

Wir machten uns währenddessen bereit, für den zweiten Ausflug in die Stadt, nachdem die Einkäufe verstaut waren. Wir schnappten uns unsere Dieselkanister und Propanflaschen und fuhren wieder an den Strand. Chris war mit seinem Hund Max und seiner Propanflasche direkt hinter uns. Vorne an der Strasse fragte ich einen Mexikaner, wo wir denn hier ein Taxi finden würde. Er meinte nur, ich solle kurz warten. Kurz darauf kam er zurück und meinte, dass seine Freunde uns fahren könnten.

Etwas Übergewicht

Als das schon etwas ältere und verbeulte Auto vorfuhr, fragte ich nochmals nach, ob er sicher sei: wir sind 3 Personen, 1 Hund, 3 Propanflaschen und 3 Dieselkanister. Er meinte nur «ja klar» und öffnete den Kofferraum. Wir verstauten dort alle Flaschen und dann uns auf dem Rücksitz. Schon ziemlich vollgepackt und die Kanister waren noch leer. Und bereits bei der ersten Bodenschwelle berührten wir den Asphalt. Das machte den beiden aber nichts aus und sie genossen weiter ihre Bierchen. Sie erzählten uns, dass sie Fischer seien und wo man in der Gegend am besten die begehrten Gelbschwanzmakrelen fischen konnte. Nach dem Diesel und Propantanken sass das Auto noch tiefer, war aber immer noch kein Problem. Die beiden setzten uns danach wieder am Strand ab und wir gaben ihnen ein Trinkgeld für die nette Tat.

Die Superyacht

Als wir unseren Blick Richtung Coronados richteten, sahen wir, dass dort ein riesiges Schiff vor Anker sein musste. Bernie schickte uns auch kurz darauf den Link zu der Super Yacht ‘La Datcha’, denn er ankerte direkt neben ihr. David bemerkte zwei Privatjets im Anflug auf Loreto und kurz danach zwei Helikopter, die Richtung der Isla Coronados unterwegs waren. Ja, denn die 77 Meter lange ‘La Datcha’ führt zwei Helikopter mit! Aber schau selbst: ’La Datcha’. Am selben Abend ankerten wir ebenfalls neben dieser ‘Datcha’ und Bernie.

‘La Datcha’

Es geht gen Norden

Der Plan war, am darauffolgenden Tag rund 20 Meilen (ca. 4h unter Motor)) nach Norden zu segeln, also eher zu motoren, denn es war nicht wirklich Wind vorhergesagt. Das war uns aber Wurscht. Unser Motor verbraucht nur etwa 2.5 l/h. Als ich am nächsten Morgen früh aufwachte und das Kaffeewasser aufsetzte, sah ich, dass Bernie schon weg war und auch am Horizont nicht mehr zu sehen war. Als wir dann bereit waren, den Anker zu heben, kam von Bernie die Nachricht, dass er bereits angekommen sei. Er konnte nicht schlafen und war schon um 3 Uhr morgens losgefahren. Na gut.

Pause für Burrito

Wir lichteten den Anker ohne Erwartung von irgendwelchem Wind, aber weiter im Norden sahen wir Schiffe mit gehissten Segeln. Also bereiteten wir alles vor, damit auch wir segeln konnten. Und siehe da: es hatte genügend Wind und Burrito konnte wieder Pause machen. Wir hissten die Segel und segelten gemütlich gen Norden. In der Südbucht von San Juanico setzten wir 6 Stunden später neben Bernie den Anker. Er kam kurz darauf rübergepaddelt mit Bier und selbstgefangener und -geräucherter Gelbschwanzmakrele. Er hatte sie auch ohne Hilfe der beiden Fischer bei seiner Überfahrt gefunden. Was für ein Genuss!

San Juanico

Bernie war bereit zum Harpunenfischen, denn endlich war das Wasser akzeptabel von der Temperatur her und San Juanico hatte exzellente Riffe zum Schnorcheln und Jagen. David war auch bereit. Leider gab Davids Harpune bereits beim Laden den Geist auf: die Gummibänder waren spröde und rissen sofort. Dasselbe passierte bei meinen Schwimmflossen. Die Hitze und das Salz tun dem Material einfach nicht gut. Aber wir hatten zum Glück noch weitere Flossen an Bord und Bernie hatte eine eigene Harpune, so konnte ich auch schnorcheln und Bernie Fische fangen. Es war übrigens das erste Schnorcheln für mich in dieser Saison, zuvor war es schlichtweg zu kalt.

Wieder gen Süden

So verbrachten wir ein paar entspannte Tage in dieser schönen Bucht und es pendelte sich ein, dass Bernie einen Fisch fing, David ihn reinigte und filetierte, ich irgendein Menü daraus kochte und wir dann alle drei gemeinsam bei uns im Cockpit zu Abend assen. Mal gab es Fish&Chips, mal Ceviche, mal Butterfisch an Weinrahmsosse. Leider war wieder ein Nordwind vorausgesagt und setzte damit diesen Tagen ein Ende. Wir entschlossen uns, wieder Richtung Süden zu segeln, denn ein Treffen mit Seglern aus unserer Zeit im Cabrales Boatyard in Puerto Peñasco stand an.

Danke, dass du unseren Blogbeitrag gelesen hast! Du kannst unsere Arbeit mit einem kleinen Beitrag zu unserem Bierfonds unterstützen, indem du unten auf den Button klickst. Praktischerweise sind auch monatliche Beiträge möglich! Dankeschön!

Hier weiterlesen


Schreibe einen Kommentar