Der Umbau von Milagros soll im Frühjahr 2021 losgehen. Zuerst muss unser Kahn aber zu seinem Platz auf dem Trockendock in Puerto Peñasco gebracht werden. Dort angekommen würden wir über 1500 Seemeilen hinter, und ein grosses Projekt namens Milagros vor uns haben. Nachdem wir in Santa Rosalia wegen des starken Nordwinds ein paar Tage abgewettert hatten, ging es los auf die letzte Etappe unserer grossen Reise.
Wir hatten wirklich Glück mit der Auswahl unserer Stopps auf dem Weg in Richtung Puerto Peñasco. Wir hatten die volle Ladung Pelikane in der Bahia Santa Maria. Wir hatten die volle Ladung Motorenprobleme im Mag Bay, und La Paz war super. Unser momentanes Zuhause Santa Rosalia genauso. Wer weiss, wie wir entschieden hätten, wenn wir die Zeit und die freie Wahl gehabt hätten. Vielleicht wären wir trotzdem los in Richtung Norden. Vielleicht hätten wir den Nordwind für einen Trip gen Süden genutzt. Vielleicht wären wir aber auch einfach noch ein paar Tage geblieben.
Bye bye Santa Rosalia
So war es aber nun leider Zeit, den erstbesten Moment zur Weiterreise nach Puerto Peñasco zu nutzen. Ein paar Stunden nach Abflauen des Winds packten wir unsere Siebensachen. Wir legten in den Morgenstunden in der Fonatur Marina Santa Rosalia ab und verliessen den kleinen Hafen. Noch einmal 250 Seemeilen lang Meeresluft schnuppern, noch einmal 50 Stunden Motorenlärm, noch einmal Nachtschicht geniessen.
One Love
Nachdem wir Santa Rosalia schon länger hinter uns gelassen hatten, hielt der Empfang unserer Handys noch relativ lange an. Wir nutzten die Chance für einen Videoanruf per Whatsapp mit Pati und unseren Freunden in der Schweiz. Es tat gut, all die vertrauten Gesichter zu sehen.
Auch erreichten uns ein paar tolle Fotos von Sarah von Segelyacht Perspective. Es lohnt sich, auf ihren Internet-Auftritten auch einmal reinzuschauen. Sie sind schon lange im Golf von Kalifornien unterwegs.
Über einen Spiegel nach Puerto Peñasco
Die Fahrt an sich unterschied sich nicht gross von derjenigen von La Paz nach Santa Rosalia. Unser Dieselmotor trieb uns vorwärts. Da wir erneut ein windstilles Wetterfenster nutzten, war die ganze Sea of Cortez spiegelglatt. Immerhin konnte man nun die ganzen Meeresbewohner sehen, die nachts so ein Spektakel veranstalteten.
Biologiestunde
Das ganze Wasser war voll mit durchsichtigen Lebewesen aller Art. Ich habe aus purer Neugier ein wenig nachgeforscht. Rippenquallen gehörten sicher zu der Fülle an Leben, da sie zu Biolumineszenz fähig sind. Viele Salpen liessen sich auch von der Strömung treiben. Gross, klein, lang, kurz, dünn, dick, durchsichtig oder orange. Sie erschienen uns in allen Farben und Formen. Ob sie fähig sind, Lichtreflexe zu produzieren, weiss ich nicht. Wenn jemand eine Ahnung hat oder es besser weiss, bitte in den Kommentaren erzählen. So fuhren wir durch ein spiegelglattes Aquarium in Richtung Puerto Peñasco.
Begegnungen der dunklen Art
Es war bereits stockfinstere Nacht, als wir die Midriff Islands mittig passierten. Diese setzen sich zusammen aus über 50 Inseln und liegen mehr oder weniger in der Mitte der Baja California. Gebildet wurden sie, als sich vor Millionen von Jahren die Halbinsel Bahia California vom Festland von Mexiko trennte. Sie sind sozusagen als Hinterlassenschaften liegen geblieben. Bald war die Hälfte der Strecke nach Puerto Peñasco geschafft. Zwischen den Inseln begegnete ich während meiner Wache mitten in der Nacht einem hell ausgeleuchteten Tauchtrawler, der seine Bahnen durch die Dunkelheit zog. Auch ein kleines Segelschiff kam uns entgegen. Es war nicht optimal beleuchtet, weshalb ich seinen Kurs genau beobachten musste. Diese nächtlichen Begegnungen mit anderen Schiffen hatten immer etwas Mystisches. Man merkt, dass man in den Weiten der Ozean trotzdem nie alleine ist, obwohl es sich manchmal so anfühlen kann.
Die Ankunft in Puerto Peñasco
Als mich Iñaki um 1 Uhr in der Früh ablöste war ich froh. Ich war bereit fürs Bett. Praktisch während der ganzen Zeit auf dem Schiff verliess ich mich nur auf meine innere Uhr. Sie sagte mir am nächsten Tag, wann es Zeit war aufzustehen, nicht der Wecker. Trotzdem erhob ich mich praktisch jeden Morgen zwischen 8 und 9 Uhr morgens aus den Federn. So auch am Tag der Ankunft. Kaum aufgestanden, war es auch schon an der Zeit, Milagros für unsere Ankunft in Puerto Peñasco vorzubereiten.
Die Einfahrt in den Hafen
Die Einfahrt in den Hafen von Puerto Peñasco war eng. Wir erhielten von Salvador, dem Inhaber der Cabrales Boatyard, Instruktionen per Whatsapp. Wir gingen den Weg durch den kleinen ausgebaggerten Kanal langsam an. Slow is Pro. Das Unterfangen gestaltete sich problemlos. Da der Zeitpunkt fürs Auswassern von Milagros kurzfristig noch einen Tag verschoben wurde, machten wir am Dock der Safe Marina neben dem Bootslift zur Übernachtung halt.
Milagros lernt fliegen
Früh am nächsten Morgen war es soweit. Milagros lernte fliegen und wurde zum ersten Mal seit vielen Jahren für längere Zeit ausgewassert. Die Crew des Astillero Cabrales machte einen sehr professionellen Job, und schon bald stand Milagros aufgebockt an Land. Sie wurde inmitten von vielen anderen Schiffen, die es ebenfalls an Land verschlagen hatte, provisorisch platziert und unter der Wasserlinie Hochdruck gereinigt. Seepocken und anderes Getier hatten die Reise an ihrer Hülle mitgemacht. Diese mussten weg. Die paar Stunden Wartezeit bis zur "Weiterfahrt" an unseren definitiven Trockenplatz nutzte ich für einen Anruf zu Hause. Den Anblick unseres Schiffs an Land wollte ich meinen Eltern nicht vorenthalten.
Danke Danke Danke
Wir waren endlich in Puerto Peñasco angekommen. Eine tolle Reise hatte ihr vorläufiges Ende gefunden. Ich war froh, dass wir endlich angekommen waren. Die komplette letzte Woche hatten wir aufgrund der Windsituation vorwärts gepusht und ich war ziemlich geschlaucht. Auf Teufel komm raus in einem fixen Zeitfenster unter Motor Meilen zu machen ist nicht, was wir auf diesem Abenteuer vorhaben. Wir wollen uns Zeit nehmen, geniessen, und mit dem Flow gehen. Ich muss mich natürlich auch nochmals bei Iñaki und Carmen bedanken. Für all ihren Input, ihre Hilfe und einfach fürs Dabeisein auf einer unvergesslichen ersten Segelreise mit Milagros. One Love.
Unser neues Zuhause
Nach ein paar Stunden Zwischenlager vor dem Bootslift wurden wir an unseren definitiven Standort im Boatyard (weiss jemand ein deutsches Wort dafür?) verschoben. Nun machten wir uns daran, Milagros für ein paar Wochen Alleinsein vorzubereiten. Denn schon bald war es wieder Zeit Abschied zu nehmen. Von Iñaki und Carmen, Puerto Peñasco und auch von Milagros.
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