Während David Milagros für 2 Wochen verlässt, besucht mich unsere liebe Freundin Nicole aus der Schweiz. Gemeinsam tauchen wir in das Seglerleben ein – mit einem unerwarteten Ende. Und ich reise spontan in die USA.

Das 2023 startete direkt mit einem Besuch aus der Schweiz. Unsere Freundin Nicole wollte für 2 Wochen Seglerluft schnuppern. Nach der fast 2-tägigen Reise holten wir sie am Busbahnhof ab und führten sie gleich in die mexikanische Küche ein: ‘Tacos al Pastor’, unsere Lieblings-Tacos mit Schweinfleisch, mariniert mit Ananas und Paprika, vom Dönerspiess. Viva Mexico!


Mission impossible
Als erstes stand auch schon ein Segelausflug mit einer Mission an. Ein anderes Schiff hatte ein paar Wochen zuvor seinen Anker und die gesamte Kette in einer Ankerbucht ums Eck zurücklassen müssen. Bewaffnet mit einem mobilen Tauchkompressor machten wir uns zu sechst mit Milagros auf den Weg. Wir hatten traumhaftes Wetter und ideale Bedingungen für ein Segel-Jungfernausflug für Nicole. Nach rund 2 Stunden erreichten wir unser Ziel. Dan sprang sofort ins Wasser und begann mit der Suche. Als der Kompressor zum Einsatz kommen sollte, stelle sich leider heraus, dass unser 1000W Generator zu schwach für ihn war. Mission gescheitert! So genossen wir halt mit Poulet-Taco-Zmittag die schöne Ankerbucht.








Milagros fliegt
Bald war es wieder Zeit, den Heimweg anzutreten, denn wir wollten bei Tageslicht wieder angedockt sein. Auf dem Rückweg trafen wir auf perfekte Konditionen von 15 Knoten (ca. 30 km/h oder 4 Beaufort) Wind und segelten bis zu 8 Knoten (mega schnell) auf einem Am-Wind-Kurs zurück. Wir testeten auch erfolgreich unser neues Autopilot-Setup. Das war ein richtig gelungener Segeltag, den wir mit einem oder zwei Bierchen ausklingen liessen. Und dann war es auch schon Zeit für David, für 2 Wochen nach Bangkok zur Arbeit zu fliegen. Wir beneideten ihn nicht um die lange Reise.





Hallo San Carlos
Für uns Zurückgebliebene stand als erstes eine Ausfahrt nach San Carlos an, um ein paar Bestellungen aus den USA abzuholen. Davor gab es das obligate Frühstück, zu dem wir Pete immer einladen als Dankeschön dafür, dass er fährt. Diesmal suchte Pete ein kleines Restaurant in Guaymas mit schöner Terrasse und leckerem Essen aus. Doch als wir danach unsere Pakete abholen wollten, stellten wir fest, dass heute keine Lieferung stattfand. Fast sind wir umsonst die 45 Minuten nach San Carlos gefahren, doch diesmal hatten wir dort noch was anderes vor. Wir wollten wandern gehen.

Wir gehen wandern
Jesse, der mit seinem Schiff in San Carlos vor Anker war, hatte eine Route herausgesucht. Diese führte uns in den Canyon de Nacapule, der üppig bewachsen war. Es tat richtig gut, mal wieder die Berggeissenbeine auszupacken und über Stock und Stein zu wandern. Ein Schweizer würde das wohl nicht als Wanderung bezeichnen, denn sie war gut in Crocs machbar. Doch ein Spaziergang war es auch nicht. Wir genossen die Kühle und die frische Luft sehr. Wir trafen auf mehrere Wasser gefüllte Pools, die angeblich durch einen Vulkanausbruch entstanden waren. Dadurch, dass sich das Wasser dort sammeln konnte, war alles grün und lebendig.


Der weinende Felsen
Am vermeintlichen Ende des Weges gab es eine Strickleiter einen Felsen hoch. Jesse kletterte hoch und verschwand. Erst wollte ich nicht auch dort hoch, doch dann überwog die Neugier. Ich kletterte auch hoch und holte Jesse nach kurzer Zeit ein. Es stellte sich heraus, dass der Weg noch nicht zu Ende war. Das letzte Stück war aber deutlich anspruchsvoller und meine Crocs waren nicht mehr soooo angemessen. Nach 15 Minuten erreichten wir das wirkliche Ziel: den weinenden Felsen. Wasser sicherte aus einer Felswand heraus und füllte einen Pool unter sich, in dem sich Kaulquappen tummelten. Und eine Ratte musste Pech gehabt haben, denn sie trieb regungslos auf der Oberfläche. Nach der Wanderung befand Pete, dass Nicole unbedingt die Margaritas im Charlies Rock probieren musste. So stoppten wir natürlich dort auf dem Rückweg und genossen unter anderem die wunderschöne Aussicht.









Der Bugkorb ist da
Ein paar Tage zuvor wurde unser geflickter Bugkorb geliefert (weshalb er kaputt war, kannst du hier nachlesen). Jorge hatte ganze Arbeit geleistet – er hat die verbogenen Beine abgeschnitten und neue angeschweisst. Das Ding sieht wieder aus wie neu. Die Montage war aber nicht ganz so einfach, wie gedacht, denn er passte nicht zu 100% oder zu genau. Das waren 12 Schraubenlöcher, die getroffen werden wollten. Und da war auch noch das Kabel für das Navigationslicht, das durch eines der Beine gezogen war und unter Deck führte und nicht beschädigt werden durfte. Zu dritt schafften wir es schlussendlich, aber nur unter Anwendung von etwas Gewalt. Also, er war jetzt zumindest passend gemacht und mit 3 Schrauben fixiert. Die finale Montage inklusive Dichtungsmasse erfolgte zu einem späteren Zeitpunkt.




Wir sind beschäftigt
Wir waren nämlich erstaunlich beschäftigt, dafür dass wir keine Pläne hatten. Arbeiten, ausschlafen, Ausflüge nach Guaymas und San Carlos, spazieren, Welpen streicheln, segeln, mit anderen Seglern Bierchen trinken, Bootsprojekte. Manchmal nacheinander, manchmal gleichzeitig.




Nicole segelt und klettert
Pete hatte zum Beispiel ein paar Arbeiten, die am Mast erledigt werden mussten, und Nicole bot sich dafür an. Also zogen Pete und ich sie den Mast hoch, wo sie Salingschütze annähte, und eine Fahnenleine einzog. Und nach dem ersten Schnuppern von Segelluft mit Milagros wollte Nicole das auch mal selbst ausprobieren. Dafür eignete sich Dans’ kleines Segelbötchen ganz gut. Mit nur einem Segel und einer Pinne ausgerüstet war das perfekt für Anfänger. Der kleine Segelausflug war aber semi-erfolgreich. Obwohl sie wie ein Champion vom Dock lossegelte, musste Pete sie schlussendlich mit dem Dinghy abschleppen.




Bye bye
Nicole erhielt so fast einen 360° Einblick in das Seglerleben. Was noch fehlte war eine längere Überfahrt und das Leben vor Anker. Und auch das sollte sie erhalten, zwar nicht auf Milagros, doch es bot sich die Gelegenheit, mit Pete die Sea of Cortez zu überqueren und dort ein paar Tage in der Bahia Conception zu verbringen. Gesagt, getan, Flug umgebucht und losgesegelt. So ging unsere gemeinsame Zeit zwar 4 Tage früher als geplant zu Ende, doch das war es wert.


Nicoles Fazit
Nicoles Fazit vom Segeln bisher: so lässt es sich leben. Besonders positiv findet sie das Gefühl, dass man überall hinkann. Das Gefühl von Abenteuer und Freiheit und dass man sein Zuhause einfach überall mit hinnimmt. Das Wasser- und Stromsparen ging ihr zeitweise etwas auf die Nerven, doch sie fand es erstaunlich wie viel man eigentlich einsparen kann, ohne gross auf Annehmlichkeiten verzichten zu müssen. Zum Beispiel beim Zähneputzen einen Becher verwenden spart einiges an Wasser. Aussergewöhnlich findet sie die Seglergemeinschaft. Die Selbstverständlichkeit, dass man sich gegenseitig hilft, auch die Offenheit, die angenehmen Leute und die Unterstützung von allen Seiten.
Hilfe hier
Es war speziell, plötzlich allein und allein auf dem Schiff zu sein, nach 2 Jahren praktisch immer zusammen mit David. Doch wie Nicole schon gesagt hat, die Gemeinschaft hier ist fantastisch. So war ich zwar allein, aber nie einsam. Ich widmete mich weiteren Bootsprojekten und hatte immer eine helfende Hand, wenn nötig. So half mir zum Beispiel Tyr dabei, den Bugkorb fertig zu montieren. Denn ich konnte nicht gleichzeitig über Deck die Schraube festhalten und unter Deck die Mutter draufschrauben.



Hilfe da
Tyr half mir auch dabei, die Ankerkette auf dem Dock auszulegen (ohne dass alles nass wurde), damit ich sie inspizieren und neu markieren konnte. Und er half mir auch, danach alles wieder zu verstauen. Es musste alles von Hand erledigt werden, die Ankerwinsch war nämlich gerade Out of Service. Ich hatte sie auseinandergenommen, weil sie Öl verlor. Aber die neuen Dichtungen waren noch nicht da, deshalb war sie noch immer nicht wieder zusammengebaut. Typisch, überall irgendein Projekt am Laufen.


Ein kleiner Ausflug in die USA
Es gab da auch noch was anderes, um das ich mich kümmern musste. Nämlich mein mexikanisches Visum. Meine 6 Monate liefen Ende April ab, doch gemäss unserem aktuellen Plan werden wir Mexiko erst im Mai verlassen. Also musste ein neues Visum her. Und das liess sich nur mit einem Ausflug zu Grenze bewerkstelligen. So kam es mir sehr gelegen, dass Keith, einer der Prinzen von El Mero, nach Hause nach Arizona fahren wollte. Und er war so nett, mich mitzunehmen und mir sogar bei einer Freundin von ihm eine Übernachtungsmöglichkeit zu organisieren.
Der Grenzübertritt
Die Fahrt zur Grenze verlief erstaunlich ereignislos. Beim Grenzübertritt wurde es dann aber spannend. Erst mussten wir durch den Röntgenscanner fahren, zur Seite fahren und unsere Handys aufs Armaturenbrett legen. Dann mussten wir aussteigen und wurden zu einem Warteraum gebracht. Keiths Hund musste währenddessen in einem Zwinger warten. Ich wurde dann zum Immigrationsschalter geführt. Ich wurde gefragt, was ich in den USA wollte und wohin ich ging. Als ich die Adresse nicht nennen konnte, befürchtete ich schon Schlimmes. Gerade bei den USA weiss man nie, woran man ist. Doch sie hatten Keiths Adresse zur Hand, ich nehme an vom Pass scannen zuvor. Ich bekam einen Stempel und durfte die 6$ Gebühr bezahlen. Und ich hatte sogar auf dem Rückweg zum Auto noch ein nettes Gespräch mit dem Grenzbeamten.



Eine Karte weniger
Als wir zurück zum Auto kamen, entdeckte ich auf meinem Handy eine Freigabeaufforderung von meiner Kreditkarten-App für einen Einkauf in einem mexikanischen Onlineshop. Eine gehackte Kreditkarte hatte mir jetzt gerade noch gefehlt. Die Karte war in der App schnell gesperrt und er Anruf im Kundencenter war auch die neue Karte schon unterwegs. Zum Glück hatte ich noch eine weitere Kreditkarte und Bargeld dabei.
Es wird kalt
30 Minuten später traten wir bei Cornelia in Patagonia über die Schwelle ihres Hogans, einer traditionellen Navajo-Indianer Hütte aus Holz, die sie vor 20 Jahren gebaut hatte. Nach einem Burger im ‘Wagon Wheel’, einem klischeehaften amerikanischen Pub aus dem Bilderbuch, halfen wir ihr bei der Installation eines neuen Ofenrohrs. Denn die Heizung bestand aus einem Holzofen in der Mitte des Raums. Und die Heizung war bitternötig, denn die Temperaturen sollten in der Nacht unter den Gefrierpunkt fallen.




Tolle Gastfreundschaft
Bevor wir uns aber unter unsere warmen Decken kuschelten, trafen wir uns mit Cornelias Freundin Paula zum Abendessen im Queen of Cups, einem richtig coolen kleinen Bistro mit lokalem Essen und eigenem Wein. Ich fand es grossartig, dass es in einem 900-Seelendorf so was gibt und es erst noch gut besucht war. An dieser Stelle möchte ich mich nochmals bei Keith, Cornelia und Paula für die Gastfreundschaft bedanken. Das ist nicht selbstverständlich.


Unberechenbarkeit
Am nächsten Morgen war es für mich schon wieder Zeit, zu Milagros zurückzukehren. Cornelia fuhr mich zur Grenze. Ich hatte mich mental schon auf eine Diskussion mit den Grenzbeamten eingestellt und vorsorglich einen Ausreiseflug aus Mexiko gebucht. Denn wie auch die USA ist Mexiko manchmal unberechenbar. Es heisst, dass Mexiko neu nur noch 180 Tage Aufenthalt pro 12 Monate erlaubt und das mit dem neu eingeführten Computersystem überwacht. Doch ich habe mir Sorgen auf Vorrat gemacht. Die Grenzbeamtin fragte mich nur, wie viele Tage ich bleiben wollte und wohin ich ging. Sie hat keinen einzigen Blick in meinen Pass geworfen und den Stempel einfach irgendwo gemacht. Ich darf jetzt offiziell bis Mitte Juli bleiben.



Hallo Milagros
Die 6-stündige Busfahrt zurück verlief wieder ereignislos. Zwei Prinzessinnen von El Mero holten mich an der Busstation ab und bald darauf war ich wieder zurück bei Milagros. Am Abend war ich bei Bernie und Kate, die mit dem Schiff «Momo» bei El Mero vor Anker liegen, zum Znacht und einer Runde Siedler eingeladen. Mit einem Sieg bei Siedler (haha) endete eine weitere gelungene Woche. Und bald schon ist David wieder da und wir können unsere Reise Richtung Panama starten.


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1 Comment
Heinz Schön
Super bricht. Viel glück witerhin