Milagros in der grossen Stadt – Teil 2

Mexiko-Stadt ist riesig und hat für jeden einiges zu bieten. Ein paar Tage reichen dafür niemals. Wir nannten sie sogar Fomo-Stadt. Fomo ist eine Abkürzung für «Fear Of Missing Out»: die Angst etwas zu verpassen. Es gibt sicherlich Dinge, die man nicht verpassen sollte – finden wir zumindest: Neben der Seilbahn in Iztapalapa sicher der Chapultepec Park und das sich darin befindende anthropologische Museum, die Ruinen von Teotihuacan und das Wrestlingspektakel der Lucha Libre. Und natürlich das Greta van Fleet Konzert.

Kaum waren wir zurück von unserem Ausflug nach Iztapalapa, war es auch schon Zeit fürs Konzert! Die Band Greta van Fleet begleitet uns nun schon ein paar Jahren. Die 4 Jungs aus Michigan beglücken uns Album um Album mit grossartigem Retro-Rock, aber irgendwie haben sie es einfach noch nie in die Schweiz geschafft. Tja, dann mussten wir sie halt in Mexico City besuchen. Ein Konzert in Lateinamerika stand schon seit Jahren auf unserer Bucket List. Und Check! Schon wieder etwas abgehakt! Das Konzert war grossartig, das Publikum sowieso, das Bier «Indio».

Während Dave und ich uns ein wenig weiter vorne ins Getümmel stürzten (Co*** ist ja bekanntlich Ding aus grauer Vorzeit, oder?) blieben Nic und Janine ein wenig weiter hinten. Nach dem Gig zottelten wir verschwitzt und gut gelaunt aus dem Konzertlokal (das Pepsi Center fasst etwa 7000 Zuschauer und dürfte gut halb gefüllt gewesen sein). Kaum draussen bemerkten wir Lärm und Radau auf der Strasse.

Tohuwabohu

Es erwartete uns ein weiteres Spektakel. Es war laut wie auf einem Bazar und diverse Händler boten allerlei Great van Fleet Merchandise an: Tassen, Kissen, Shirts, Stifte, Pullovers, Stickers, Taschen – wir waren ziemlich sicher, dass das nicht offizieller Merch war ;) Sowas hatten wir noch nie erlebt. Wir stellen uns vor, wie die Verkäufer am nächsten Tag die Wärmepistole hervorholten, das Bandlogo entfernten und das Logo der nächsten Band aufs Material klebten.

Zu Fuss

Obwohl Mexiko-Stadt eine Millionenmetropole ist, war vieles von unserer Wohnung aus zu Fuss zu erreichen. Und das Spazieren durch die Strassen lohnt sich. An jeder Ecke hat es tolle Restaurants, Street Food, Street Art und es gibt viel zu sehen. Kein Haus gleicht dem anderen und die Strassen sind überall begrünt mit Bäumen, Blumen und Rasen. Das Nationalmuseum für Anthropologie war rund 1h Fussweg von uns entfernt. Während wir den Strassen entlang schlenderten, gönnten wir uns Taco Snacks, bewunderten einen richtig guten Skater Park und fanden den Milagros Tempel. Irgendwann müssen wir falsch abgebogen sein und standen vor einem grossen, verschlossenen Tor am Eingang des Chapultepec Parks. Was tun? Wir sind kurzerhand unten durch gerobbt. Keine Lust, alles zurück zu gehen und einen neuen Eingang zu finden.

Irgendwann müssen wir falsch abgebogen sein und standen vor einem grossen, verschlossenen Tor am Eingang des Chapultepec Parks. Was tun? Wir sind kurzerhand unten durch gerobbt. Keine Lust, alles zurück zu gehen und einen neuen Eingang zu finden.

Das Nationalmuseum für Anthropologie

Das Nationalmuseum für Anthropologie hat eine umfangreiche Sammlung an archäologischen und ethnografischen Stücken, die die Entwicklung Mexikos dokumentieren. Von Raum zu Raum werden verschiedene Völker und Epochen gezeigt, von der Urzeit bis heute. So konnten wir töpferische Kreationen der Mayas oder der Teotihuacáns bestaunen. Nach 2 Stunden Tonfigürchen, Teller und Pfeilspitzen betrachten, schwirrte uns der Kopf. Wer hat nun wieder wann was gemacht?

Die Spanier wieder

Was mich erstaunt hat war, dass die Spanier bereits 1520 mit der Kolonialisierung Mexikos begonnen hatten. In der Folge kamen viele Abenteurer und Siedler aus Spanien nach Zentralmexiko, während die Religion der Azteken vom Christentum verdrängt und die indigene Kultur zu einem grossen Teil ausgelöscht wurde. Mir war einerseits nicht bewusst, dass das schon so lange her ist. Und andererseits fand ich es beeindruckend, wie viel sie mit ihrem Einmarsch zerstört hatten. Dennoch war es spannend zu sehen, wie das missionierte Christentum in die mexikanischen bzw. indigenen Bräuche eingebaut wurde. Moctezumas Rache, der Reisedurchfall, stammt übrigens aus der Zeit des spanischen Eindringens. Moctezuma war ein Aztekenkönig, und er hat sich für die Raubzüge und Zerstörung der Spanier gerächt, indem er den Spaniern Verdauungsprobleme bereitet hat. Vielleicht war es aber auch gar nicht er, sondern ein wenig zu viel Chili. Wer weiss.

Lucha Libre

Ein weiteres Highlight war der Wrestlingevent der mexikanischen Liga «Lucha Libre». Mit 30 Franken pro Person war der Eintritt nicht unbedingt günstig. Doch als wir am Eingang zuerst von einer Person durchsucht wurden, dann eine zweite Person das Ticket prüfte, wir dann von einer dritten Person zu unseren Plätzen geführt wurden und dann eine vierte Person sofort die Getränkebestellung aufnahm, wussten wir weshalb. Ausserdem hatten wir Plätze in der zweiten Reihe, welche für Wrestling-Events in Amerika und Europa ein Vielfaches kosten würden.

Unterhaltsame Show

Der Abend begann mit einem «Juniorenkampf» der Männer. Darauf folgte eine sehr unterhaltsame Frauenrunde. 2 Teams mit je 3 Kämpferinnen mit Namen wie Metalica und La Seductora, rangen um den Sieg. Mit, wie ich finde, auch gemeinen Methoden wie an den Haaren ziehen. Mit jeder Runde war das Publikum eingeheizter und brüllte jedwede Beleidigungen in den Ring. So wurde Esfinge (spanisch für Sphinx) einfach mal «Pikachu» (das gelbe Pokémon) genannt. Das Highlight des Abends sollte der Kampf zwischen dem amtierenden Champion Templario und dem Herausforderer Soberano sein. Doch kurz nach Beginn des Kampfes hielt sich Templario nach einem Kick das Fussgelenk. Wir alle dachten, dass es Teil der Show war, auch als der Arzt im typisch weissen Kittel in den Ring kam. Doch Templario hatte sich wirklich am Fuss verletzt und musste aufgeben. Das war ein abruptes Ende des Abends!

Die Ruinen von Teotihuacan

Die letzte Attraktion, die wir in Mexiko-Stadt besuchten, waren die Ruinen von Teotihuacan. Dort befindet sich die drittgrösste Pyramide der Welt: die Sonnenpyramide. Sie befindet sich rund 1h Autofahrt ausserhalb der Stadt. Dank dem Mietauto von Nick und Janine mussten wir uns um kein Taxi oder Bus kümmern. Wir folgten der Empfehlung, einen Guide zu nehmen. Er führte uns 2 Stunden lang durch die beeindruckende Stätte. Die rund 2000 Jahre alte Ruinenmetropole mit ihren Stufentempel und Pyramiden gehört zum UNESCO Weltkulturerbe. Der riesige Komplex wurde damals Stein für Stein von Hand gebaut. Dass dies nur eines von unzähligen solcher Gebilde in ganz Mittelamerika war, macht den Besuch nur noch beeindruckender.

Man hat sich Mühe gegeben

Seit der Ankunft der Spanier wird bei Teotihuacan archäologisch gegraben und - teilweise laienhaft - restauriert. So hat die Sonnenpyramide heute beispielsweise 5 anstatt 4 Stufen, weil einer der Restauratoren von falschen Annahmen ausging. Auch wurden beim Wiederaufbau der Mauern kleine schwarze Steine eingesetzt, so ist zwar heute die Restauration deutlich sichtbar, entspricht jedoch nicht mehr dem Original. Nach der Besichtigung durften wir Xoconostle Likör degustieren, der in im Stumpf der Agave, wo alle Blätter zusammenkommen, vergärt wird. Geschmeckt hat er wie süsser Kombucha. Obwohl wir sonst nicht Fans von solchen Drinks sind, hätten wir eine Flasche gekauft, wären wir nicht mit Handgepäck unterwegs gewesen.

Und schon wieder vorbei

Nun war unser Aufenthalt in Mexiko-Stadt für uns schon wieder vorbei. Unsere Tage waren vollgepackt mit Arbeiten, Stadtbesichtigung, Entspannen und Essen. Schlappe 4 Mal haben wir uns indisch gegönnt – wieso nicht? Wir waren überrascht, wie vielseitig, grün und aufgeräumt die Stadt war, und sogar in den ärmeren Vierteln waren die Strassen überall geteert. Wir kriegten am Tag unserer Abreise frühmorgens auch noch ein Abschiedsgeschenk, als uns Nick zum Flughafen fuhr. Die Polizei hielt uns an, kontrollierte die Autopapiere und stellte fest, dass die Registrierung abgelaufen war. Vermutlich hatte die Autovermietung es versäumt, den aktuellsten Ausdruck zu hinterlegen. Wir durften erst nach Bezahlung einer «Gebühr» weiterfahren. Vielen Dank auch! Ohne weitere Zwischenfälle konnten wir das Flugi zurück nach La Paz besteigen und waren am Nachmittag bereits wieder bei Milagros in Puerto Escondido.

Uuuuuuund wir begannen mit der Planung unserer letzten 6 Wochen dieser Segelsaison.

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