Milagros, die Tochter von Sisyphus?

Wir arbeiten und arbeiten und arbeiten am Schiff und alle verlassen uns bzw. segeln uns davon. Es scheint so, als müssten wir uns die Einwasserung noch mehr verdienen. Es geht zwar vorwärts, aber es ist weiterhin viel Geduld gefragt.

Mit der Vollendung des Freibordanstrichs haben wir einen riesigen Meilenstein geschafft. Eine nicht enden wollende Sisyphusarbeit, die eigentlich nur eines tat: unsere Nerven strapazieren. Doch nun konnten wir diese Strapaze fast hinter uns lassen. Es fehlte nur noch Milagros‘ Name auf der Hülle. Der Bestellvorgang der drei Vinylkleber war äusserst mühsam. Denn genau dann, als wir bestellen wollten, hatte die Website technische Probleme. Doch der sehr nette und kompetente Kundendienst von signs.com hat alles für uns geregelt. Wenige Tage später hielten wir die Schriftzüge in den Händen. Wir hatten beim Aufkleben zwar etwas weniger Fluchen erwartet, wir waren jedoch mit dem Resultat sehr zufrieden. Cheers!

Hallo liebe Ankerwinsch

Das Zusammensetzen des Schiffs konnte weitergehen. Wir konnten nun endlich den Achterstag-Pütting einbauen und alles für das Stellen des Masts vorbereiten. Auch der Anker und seine Kette, die seit Monaten auf einer Palette neben dem Schiff gelagert wurden, konnten zurück. Dazu musste ich eine verrostete Mutter an der Ankerwinsch ersetzen, damit der elektrische Kontakt einwandfrei funktionierte. Leider zerbrach dabei ein Plastikstück, was dazu führte, dass das ganze Gewinde durchdrehte. Dass dies nichts Gutes bedeutete, wusste ich sofort. Zu Beginn des Jahres wäre ich hilflos dagestanden. Nun aber schraubte ich kurzerhand das Gehäuse des Motors auf und diagnostizierte das Problem selbst. Der Kupferdraht der Erdung war abgebrochen und musste wieder angelötet werden, ausserdem ist das abgebrochene Stück Plastik in den Motor reingefallen und musste entfernt werden.

Ein beschädigter Zeh

Da wir letztes Jahr schon Probleme mit dem Motor hatten, wussten wir auch direkt, was zu tun war: Getriebeöl auspumpen, Motor abschrauben und in eine Werkstatt bringen. Einen Tag später und 25 Franken ärmer hatten wir wieder einen funktionierenden Motor. Wir nutzen die Gelegenheit auch gleich für einen Ölwechsel. Das schöne neue Öl lief dann aber durch eine nicht mehr dichte Dichtung auf unser Deck. Als ich es entdeckte und David zeigen wollte, stiess ich mir den kleinen Zeh vom rechten Fuss am Geländer. Das Geräusch dabei verhiess nichts Gutes. Es kann sein, dass mein kleiner Zeh nun gebrochen ist. Wissen tu ich es nicht. Vielleicht ist er auch nur verstaucht. Was auch immer es ist, es ist unnötig und es schmerzt.

Überraschung

Wenigstens konnten wir das Ölleck schliessen und endlich den Anker hochziehen. „Leider“ testeten wir davor den Ablauf des Ankerkastens und fanden heraus, dass irgendetwas nicht stimmte. Denn das Wasser lief nicht ab. Bei genauerem Hinschauen (= die gesamte vordere Kabine ausräumen) zeigte sich, dass die ganze Konstruktion suboptimal war und im schlimmsten Fall nasse Füsse verursachen konnte.

Ein Schiff zum Verkauf

Es war einfach nicht zu glauben. Wir überlegten uns einen kurzen Moment, das Schiff zum Verkauf auszuschreiben. Wie viele gut gemeinte, aber nicht durchdachte Installationen müssen/werden wir noch finden? Es ist manchmal echt zum Haare raufen. Es scheint so, als ob wir den Abfluss ohne grössere Probleme sicher machen können. Ob es wirklich so einfach ist, werden wir dann aber sehen.

Fischen in Peñasco

Zwei der Yardarbeiter wollten an einem Sonntagmittag fischen gehen und wir wollten uns ihnen anschliessen. Da wir aber kein Gefährt mit Vierradantrieb organisieren konnten, konnten wir nicht mit. Dave hatte jedoch ein paar Tage zuvor einen Tipp zu einem guten Ort zum Fischen erhalten. Ausgerüstet mit Fischerzeugs für Dave und einem Buch für mich fuhren wir stattdessen zu einem Parkplatz in der Nähe und spazierten die letzten 2 km am Strand entlang (mein Fuss war da noch in Ordnung). Unser Ziel war die steinige Küste in der Nähe von La Choya. Ich hatte noch nicht einmal eine Seite fertiggelesen, als David schon den ersten Fisch an der Angel hatte. Ein Sandbarsch hatte wohl gerade Lust auf Crevettenschwänzchen.

Frisches Abendessen

Da wir keine Kühlbox dabeihatten, liess ihn David in einem kleinen Gezeitenpool nochmals frei. Kurze Zeit später fing David einen Kollegen oder Verwandten von Sandbarsch Nr. 1 und wir beschlossen, dass dies genug Fisch für uns zwei war. David reinigte die Fische vor Ort und wir spazierten wieder zurück zum Auto. Zuhause filetierten wir die beiden und verarbeiteten sie zu Ceviche. Die in kleine Stücke geschnittenen Filets vermischten wir dazu mit klein geschnittenen Gurken, Tomaten und Zwiebeln, fügten Orangen- und Limettensaft hinzu und liessen das Ganze für ein paar Stunden im Kühlschrank ziehen. Fertig war das leckere Abendessen. David ging ein paar Tage später nochmals alleine Fischen und brachte uns einen Corvina, den wir am Stück in der Pfanne brieten.

Eine Näh-Extravaganza

Etwas Wichtiges (aber eigentlich nicht dringendes) hakten wir ebenfalls von unserer immer noch langen Liste von Projekten ab: Schutzcovers. Auf unserer neuen Singer Nähmaschine von SV Alegría verarbeitete ich schwarzes Nylonfliess, das wir in einem Stoffladen hierin der Stadt gefunden hatten, zu Fendercovers. Diese dienen vor allem dazu, unseren neuen Anstrich zu schützen. Sie sind aber auch etwas fürs Auge. Unsere Fender sind etwas älter und verbraucht, und haben verschiedene Farben. Nun haben sie alle ein schönes, schwarzes Pyjama.

Ein Traum

Für den etwas dickeren, UV-resistenten Stoff, den wir für Fensterschütze usw. vorgesehen hatten, reichte die Singer Nähmaschine nicht aus. Von SV Susimi borgten wir deshalb eine Sailrite Nähmaschine, mit der auch Segel genäht werden können. Das Nähen mit dieser Maschine machte richtig Spass und im Nu hatte ich Covers für die Fenster, Gasflaschen, Dieselkanister und die Ankerwinsch hergestellt. Ich liebäugle schon länger mit einer solchen Maschine, doch neu kostet sie über 1‘200 CHF. Ausserdem wiegt sie etwa 23 kg und muss auch irgendwo auf dem Schiff verstaut werden. Mal sehen.

Wir sind sichtbar

David baute währenddessen unser neues Funkgerät mit AIS-Funktion (Automatisches Identifikationssystem) ein. So können wir in Zukunft von anderen Schiffen, vor allem Tankern, gesehen werden und auch die Positionen von anderen Schiffen sehen – sofern diese ebenfalls ein AIS besitzen. Das nette daran ist, dass dies auch ein Kollisionsalarm beinhaltet, was besonders bei Nachtfahrten hilfreich ist. Das bedeutet natürlich nicht, dass nachts niemand mehr nach anderen Schiffe Ausschau halten muss, denn nicht jeder Kahn ist mit AIS ausgerüstet. Wir mussten dafür unsere Funkantenne aufrüsten, da das AIS zusätzliche Frequenzen benötigt.

Bikerwoche

Du erinnerst dich vielleicht daran, dass uns an Ostern empfohlen wurde, wegen dem Lärm die Stadt zu verlassen, da so viele Leute nach Peñasco kommen würden und die ganze Nacht Party wäre. Es gibt hier noch ein zweites solches Wochenende: die Bike Week. Dieses Jahr wurden über 10‘000 Biker erwartet. Von Donnerstag bis Samstag war hier die Hölle los. Die ganze Partymeile war abends für den Verkehr gesperrt und es gab Konzerte, Parties, Paraden und was sonst noch so das Bikerherz höherschlagen lässt. Da sicher der Boatyard gerade neben dieser Partymeile befindet, war der Lärm nachts nicht zu überhören. Vor Corona hätten wir uns wahrscheinlich selbst auch ins Getümmel gestürzt, aber wir wollen jetzt hier nichts riskieren.

Glänzender Chromstahl

Ein Highlight der Bike Week war die Ausstellung der zu prämierenden Bikes die Bike Parade durch die Stadt danach. Wir bestaunten die mit Liebe zum Detail aufgemotzten Zwei- und Dreiräder und wünschten uns insgeheim, dass jemand den Chromstahl auf unserem Schiff auch so nett polieren würde.

Irgendwann

Unsere Freunde auf dem Katamaran SV Skookum waren auch wieder zurück auf dem Boatyard und bereiteten ihr Schiff auf die Abreise vor. Dafür musste noch die zweite Seite des Schotts eingeglast werden. Wie beim letzten Mal richteten wir eine Fiberglas-Station an Deck ein. Diesmal war es zum Glück nicht mehr so heiss und es war auch kein Regen in Sicht, der das Vorhaben gefährden konnte. Für den halben Tag Arbeit belohnten wir uns mit den besten Apfelkrapfen der Stadt.

Bald darauf war es an der Zeit, uns von ihnen zu verabschieden. Wieder ein Boot, das nach uns kam und vor uns den Boatyard verlässt. Wie unsere Nachbarn auf SV Rua Hatu, denen wir ebenfalls zum Abschied winkten. Aber auch wir werden einmal davon segeln. Irgendwann…

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