Ein kilometerlanger Sandstrand, kristallklares Wasser und Milagros alleine in der Bucht vor Anker - in der Bahia Los Frailes werden Seglerträume wahr. Jetskis, Margaritas und Whirlpools - in Cabo San Lucas werden Touristenträume wahr. Nachdem wir eigentlich direkt von der Mag Bay nach La Paz segeln wollten, legten wir mal wieder ausserplanmässige Stopps ein. Immerhin haben diesmal keine technischen Probleme zu den Entscheiden geführt.

Begleitet von Delfinen weiter Richtung Süden
Unser Törn nach La Paz begann spektakulär. Wir durchquerten Passage von Mag Bay ohne Probleme und wurden prompt von einer grossen Schule Delfine in Empfang genommen, die von Backbord (links) nach Steuerbord (rechts) vor Milagros die Strömung durchquerte. Vier oder fünf der Tiere hefteten sich für einigen Minuten an den Bug von Milagros, bevor sie sich wieder zurück zu ihrer Gruppe aufmachten. Der Fluch von Mag Bay war also tatsächlich gebrochen.
La Paz wir kommen!
Unsere Route sollte uns über zweieinhalb Tage auf südlichem Kurs in Richtung des Kaps der Peninsula Baja California führen. Von dort würden wir dem Kap entlang unseren Weg in Richtung La Paz fortsetzen. Nach ein paar Stunden unter Motor konnten wir die Segel setzen. Wir waren konstant mit 5 bis 6 Knoten unterwegs, der Wellengang war ebenfalls höchst angenehm. Erneut Traumbedingungen. Allerdings erwarteten wir aufgrund der Voraussagen, dass der Wind nachlassen sollte. Dies war am nächsten Morgen dann auch tatsächlich der Fall und so wechselten sich Motor- und Segelphasen ab.
Das Lichtermeer von Cabo
Wir waren immer noch ein wenig verunsichert wegen unseres leergefahrenen Tanks. Unsere Route führte nach knapp 160 Seemeilen an Cabo San Lucas vorbei. Wir entschieden uns, dort einen ausserplanmässigen Stop einzulegen um nochmals aufzutanken. Sicher ist sicher. Während meiner Nachtwache kamen wir um Mitternacht in Cabo an. Es war faszinierend zu sehen wie der Lichtkegel der Stadt hinter den Erhöhungen der Peninsula immer grösser wurde und schlussendlich ins Lichtermeer von Cabo mündete, als wir ganz unten am Südwestzipfel der Halbinsel einbogen. Ich war stolz. Wir hatten die gesamte Pazifikküste der Halbinsel hinter uns gelassen und waren nun auf bestem Weg, endlich in die Baja California einzufahren.
Ankern zwischen Superyachten
Cabo San Lucas ist ein Touristenmekka für Gutbetuchte. Seien es die höchstdotiertesten Angelturniere der Welt, Tagestrips mit vielen Drinks auf Charteryachten zu überfüllten kleinen Stränden oder Parasailing - Cabo hat alles. Wir ankerten zwischen sexy Motoryachten der Superlative vor mehr oder weniger unansehlichen Hotelkomplexen. Am nächsten Morgen machten wir uns so schnell wie möglich zum Dieseldock auf, damit wir verschwinden konnten. Als unser leerer Steuerbord-Tank nur 136 Liter fasste staunten wir nicht schlecht. Wir hatten mit etwas über 200 Litern Tankkapazität gerechnet. Was war nur los?
Schnell weg hier!
Darüber hatten wir noch genug Zeit nachzudenken. Wir wollten so schnell wie möglich weg. Als wir tankten strömten immer mehr Boote und Jetskis aus der Marina von Cabo San Lucas. Das war nix für uns. In sicherer Distanz vom Ufer und Cabo widmeten wir unser wieder unserem Tankproblem. In der Annonce war von 117 Gallonen die Rede. Das wären etwas über 440 Liter und somit mehr als 200 Liter pro Tank. Wie also konnte der Tank bei 136 Liter Füllstand voll sein? Immerhin war er nun frisch gefüllt. So konnten wir aufgrund der Motorenstunden ausrechnen, dass unser Motor nicht zu viel Diesel verbraucht. Good News! Aber wir konnten beim besten Willen nicht herausfinden was denn nun unsere Tankkapazität ist. Es war einfach nur ein Rätsel.
Der San Lorenzo Channel
Ist man von Cabo San Lucas nach La Paz per Boot unterwegs, passiert man unweigerlich den "San Lorenzo Channel" oder "Canal de San Lorenzo". Er ist sozusagen das Tor nach La Paz und separiert die Insel "Espiritu Santo" von der Halbinsel. Er ist nur in seiner Mitte gefahrlos passierbar, da die befahrbare Zone durch Riffe und Untiefen begrenzt ist. Auch kann im Kanal eine starke Strömung entstehen. Da wir unterwegs von Cabo nicht mehr sicher waren ob wir den Kanal bei Tageslicht würden durchqueren können, entschieden wir uns erneut für einen Zwischenstopp. Dies einfach nur fürs Seelenheil, damit wir am nächsten Tag hundertprozentig sicher waren, den San Lorenzo Channel bei Tageslicht gefahrlos passieren zu können. Unsere Wahl fiel auf die "Bahia Los Frailes", eine beliebte Ankerbucht für Schiffe, die wie wir auf dem Weg nach La Paz sind.
Ankunft in der Bahia Los Frailes
Der Wind hatte sich inzwischen komplett aus dem Staub gemacht, und so kamen wir nach neuneinhalb Stunden unter Motor um 21 Uhr (natürlich wieder in der stockfinsteren Nacht) in der Ankerbucht an. Unterwegs in Richtung des Ankerplatzes begegneten wir allerlei Pangas mit Fischern, die mehr schlecht als recht beleuchtet waren. Die Einfahrt in die Bucht von Los Frailes war einfach und ging problemlos über die Bühne. Dasselbe Spiel wie immer – sobald wir sicher waren, dass der Anker im sandigen Grund festen Sitz hatte fielen wir in die Betten und schliefen aus.
Das Paradies von Los Frailes
Am nächsten Morgen staunten wir nicht schlecht. Wir hatten zwar die Fotos in unseren Gebietsführern gesehen, aber die Bahia Los Frailes war in Echt noch viel Schöner. Wir ankerten mutterseelenalleine im nördlichen Teil der Bucht direkt am Fusse des 300m hohen "Cerro Los Frailes", von wo aus steiniges Ufer in die Bucht ragte. Soweit das Auge reicht erstreckt sich davon ein wunderschöner Sandstrand. Unter Milagros hatten sich bereits Fische eingefunden um nachzusehen, was es an der Hülle zu beissen gab oder Schutz zu suchen. Das Wasser hatte die schönsten Südseefarben.
Ab an den Strand!
Somit war schnell klar, dass ein Dinghy-Ride anstand. Diesen Strand mussten wir uns aus der Nähe ansehen. Nach dem wir unser Beiboot (natürlich höchst elegant) in der Brandung gelandet hatten, stiefelten wir den ganzen Tag im Sand herum. Wir inspizierten beispielsweise die eingezäunten Gelege von Meeresschildkröten. Zudem kamen wir ins Gespräch mit ein paar anderen Strandbesuchern. Es war spannend zu hören, welche Geschichten die Leute in die Bahia Los Frailes führte. Von einer jungen Brasilianerin wurden wir für Meeresbiologen gehalten, da wir uns eine Zeit lang Bier schlürfend im Schatten neben den Meeresschildkröten-Nestern niedergelassen hatten. Zurück bei Milagros machten Iñaki und ich ein paar Freitauchgänge zum Anker, der in etwas 10 Metern im Sand eingegraben lag. Da wir sowieso schon im Wasser waren, konnten wir auch gleich das Unterwasserschiff inspizieren.
Carmen Iñaki Dave
Von Los Frailes nach La Paz
So schwer es uns fiel, war es dann trotzdem Zeit, Abschied von Los Frailes zu nehmen. Schliesslich wollte wir ja mal in La Paz ankommen. Ein Schlag von 26 Stunden stand uns bevor. Von Los Frailes aus führt der San Lorenzo Channel durch die „Bahia de La Paz“ zum "Canal de La Paz". Er geleitet den Schiffsverkehr von und zu der Stadt durch sandige Untiefen vor die Marinas und Ankerplätze. Es wäre möglich gewesen, direkt vor der Stadt vor Anker zu gehen. Die Strömung im Kanal führt dazu, dass die Schiffe vor Anker „tanzen“. Dieser Tanz wird "La Paz Waltz", der "La Paz Walzer", genannt. Wir entschieden uns, nicht mitzutanzen und uns in der Marina de La Paz niederzulassen. Endlich mal wieder WiFi, richtige Duschen und Waschmaschinen für unseren salzigen und stinkigen Klamotten.

Pilotage Plans für die Anfahrt
Da die Anfahrt ein wenig komplizierter war, hatten Carmen und ich mit der Hilfe von Iñaki zwei "Pilotage Plans" angefertigt. Bei der Pilotage befasst man sich im Detail mit der Ankunft im Zielhafen, wenn dieser durch komplizierteres Gebiet führt oder sonstige Schwierigkeiten aufweist. Im Falle des Canal de La Paz war wichtig, dass wir uns eine genaue Übersicht darüber verschafften, wie wir im engen Kanal zwischen den Bojen manövrieren, ohne in den Untiefen stecken zu bleiben. Carmen kümmerte sich um die erste, schwierigere Hälfte der Anfahrt. Ich war für die zweite Hälfte und die Einfahrt in die Marina zuständig. So entstanden zwei kleine Meisterwerke.
Die Marina de La Paz
Das Navigieren durch den Kanal zur Marina gestaltete sich unkompliziert, da er links und rechts mit grünen und roten Tonnen gut markiert war. Die ganze Übung war straight forward und so befestigten wir schon bald die Leinen im Hafen. Die Marina de La Paz ist wirklich hübsch, die Einrichtungen sind sauber und gepflegt. Carmen und ich stürmten sofort den Waschsalon auf dem Gelände und füllten schlappe fünf Maschinen mit Wäsche und Bettzeug. Danach drehten wir mit Iñaki eine Runde über die Docks und inspizierten all die anderen Schiffe, die in der Marina de La Paz angelegt hatten.
Go Shawty, it’s your birthday
Am 8. November war Party angesagt. Carmen hatte Geburtstag. Während ihrer Überfahrt mit Anila nach Guaymas hatten sie und Iñaki Hector und Claudia mit Familie kennengelernt. Dass sie zum gleichen Zeitpunkt wie wir in La Paz waren, und Carmen ihren 30sten hatte, musste gefeiert werden. So füllten wir uns im "Mariscos Bismarkcito" die Bäuche mit Meeresfrüchten. Besonders die "Almejas Chocolatas" hatten es mir angetan. Es soll möglich sein, diese selber im sandigen Meeresboden der Baja California zu sammeln. Das müssen wir unbedingt ausprobieren, wenn es denn mal soweit ist und beide Schiffe zusammen im Wasser sind. So nahm ein toller Abend in La Paz seinen Lauf. Das Bier floss in Strömen und es wurde geplaudert und gelacht.
Ein paar Provisionen
Die Tage danach verbrachten wir mit viel Ruhe, gutem Essen und ein paar Einkäufen. Unsere Wasservorräte mussten beispielsweise wieder aufgefüllt werden. Unser Verbrauch war etwas höher als erwartet und wir hatten in Cabo und Los Frailes nicht aufgestockt. Wir trinken das Wasser aus unseren Wassertanks nicht, da diese in den Marinas direkt ab dem Hahn gefüllt werden. Somit weiss man nie, welche Qualität man kriegt. Es wird nur zum Abwasch gebraucht. Somit müssen wir das Trinkwasser in grossen Plastikflaschen besorgen und auf dem Schiff verstauen. Dort füllen wir es in einen grossen 20 Liter-Kanister mit Pumpvorrichtung um. Dieses Mal musste ein Uber-Fahrer dran glauben und wir füllten ihm sein Auto mit Wasser, das er danach zusammen mit mir zur Marina brachte.
Die Weiterfahrt wird geplant
Auch war es wieder Zeit, die Weiterfahrt zu planen. Iñaki liess Carmen und mich natürlich gewähren, als er merkte, dass wir die Planung immer weiter nach hinten verschoben. Wir tappten in die Falle und mühten uns schlussendlich spätabends vor der Abfahrt durch die Arbeit, während wir von Iñaki ausgelacht wurden. Nun ging es in umgekehrter Richtung wieder nach Norden. Der erste Halt in der Baja California sollte Santa Rosalia sein, ein verschlafenes kleines Städtchen und ehemalige Hochburg des Kupferabbaus.
Mal sehen, ob dieses Örtchen Los Frailes toppen kann.
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4 Comments
Urs Horstmann
Almejas chocolatas: das wär mal ne Variante zum Fondue Chinois!
David
Wir müssen rausfinden wie die Dinger auf Deutsch heissen. Vielleicht gibt es sie ja irgendwo?
Büeler Urs 'ürselpaps'
Hallo zämä
….wenn Ihr so gut segeln könnt wie spannene Texte schreiben…
…mit so viel Herzblut und Feuer…na dann sollte auch ich einmal bei euch reinschauen!!
Bravo! Herzlichst
ürselpaps
David
Aber sicher musst du das! 🙂