Endlich im Wasser!!!

Währenden den letzten 1-2 Monate hatte es sich so angefühlt, als hätten wir es Woche für Woche wieder nach hinten verschoben, aber nun war es endlich soweit. Der Moment, auf den wir so lange gewartet hatten, war endlich da: Milagros kriegte wieder Wasser um ihr frisch restauriertes Füdli. Höchste Zeit also, die letzten Projekte abzuschliessen, damit wir dann in der Marina da weitermachen konnten, wo wir aufgehört hatten. Milagros für die erste Ausfahrt bereit zu machen.

Schiffe mögen es nicht, auf dem Trockenen zu sitzen. Im Wasser sind sie in ihrem Element, da wo sie hingehören. Aufgebockt auf dem Trockenplatz zeigten sich bei Milagros diverse Nebenwirkungen ihres tristen Daseins. Dies machte sich besonders am Holz in der Kabine bemerkbar. Es kamen immer mehr Risse zum Vorschein. Besonders unser Holzboden hatte gelitten und die konstante, leichte Bearbeitung mit dem vielen Sand nahm ihm den Glanz. Auch haben wir hier und da ein paar zusätzliche Dellen verursacht. Meist durch herunterfallende Teile und Werkzeuge.

Sand, Staub und Dreck

Über das Deck müssen wir eigentlich gar keine Worte verlieren. Irgendwann haben wir schlichtweg aufgegeben, konstant den Staub, Sand und Dreck zu entfernen. Wir hätten wöchentlich das Deck schrubben müssen. Einfach beide Augen zudrücken, im Wasser ist dann ja genug Zeit zum putzen. Das Problem ist aber nicht unbedingt der Sand auf dem Deck, sondern dass sich die kleinen Partikel in all den Winschen, Blöcken, Kurbeln und Rollen festsetzen. Diese sind meist kleine, komplexe mechanische Mechanismen, die sich mit Sand und Dreck absolut nicht vertragen, und davon sogar beschädigt werden können.

Wir wollen endlich weg

Es war Zeit, dem Cabrales Boatyard zu entfliehen. Langsam hatten wir’s gesehen. Milagros muss sich Puerto Peñasco endlich aus den Segeln schütteln können. Alles war bereit zum Einwassern, der Motor lief auch wieder, die letzte Durchsicht mit Marga hatte auch nichts problematisches mehr zum Vorschein gebracht. Wir beobachteten das Wetter, um uns einen möglichst ruhigen Tag aussuchen zu können. Als das Wetterfenster da war, schickten wir dem Platzchef Salvador die Nachricht, dass es losgehen konnte. Kurz zuvor war Craig aus den USA zurück zu seinem himmelblauen Segelschiff "Small World" gekommen und stellte sich netterweise zur Verfügung, uns beim Einwassern und dem kurzen Hüpfer zur Marina zu helfen.

Cabrales Pro Skater

Den Ablauf kannten wir ja bestens, hatten wir doch bereits ein paar anderen Segelschiffen beim Einwassern geholfen. Zuerst wird das Schiff von den Arbeitern aufs "Skateboard" verladen. Mit diesem äusserst wendigen kleinen Gefährt werden die Schiffe im Boatyard auf engstem Raum ver- und herumgeschoben und parkiert. Fürs Einwassern ist der grosse "Travelift" zuständig, in dessen Schlingen regelmässig das ganze Hab und Gut, die Arbeit, das Geld und die Träume von uns Seglern hängen. Carlos und Marcial sind die verantwortlichen Liftpiloten und machen ihre Arbeit wirklich gut. Über den Travelift selber will ich nicht zu viele Worte verlieren, aber es sei jetzt mal dahingestellt, wie regelmässig und gut das Ding gewartet wird. Nun gut, Augen zu und durch. Wir hatten ja eh keine andere Wahl.

Wir verlassen unsere Ecke

Als Milagros langsam auf dem Skateboard losrollte, hatten wir Gewissheit. Wir verliessen nun unsere Ecke auf dem Cabrales Boatyard. Vielleicht für immer, wer weiss. Tags zuvor hatten wir so gut es ging aufgeräumt, trotzdem blieb allerlei Material zurück. Das meiste hatte unser Vorbesitzer eingebaut und wir haben es nun wieder rausgerissen. Vieles davon ist noch brauchbar. Darum wollten wir es nicht einfach wegschmeissen. Die Bronze der alten Borddurchlässe und der rostfreie Stahl der Wassertanks beispielsweise haben bei den Arbeitern bereits Begehrlichkeiten geweckt. Ich habe kurzerhand noch ein paar "Filetstücke" aus den Tanks herausgeschnitten. Diese bleiben auf dem Schiff. Ein wenig rostfreier Stahl von guter Qualität kann bekanntlich nie schaden.

Die Zeit ist gekommen

Von uns begleitet bewegte sich Milagros langsam auf die Schlingen vom grossen Kran zu. Eine imposante Erscheinung. So viel Zeit, so viel Arbeit. Und nun wurde Realität, worauf wir so lange gebangt haben. Es ging ins Wasser. Verrückt. Meine Nervosität hielt sich erstaunlicherweise in Grenzen. Konnte ja bloss schief gehen. Ich vertraute unserer Arbeit voll und ganz, der Motor war bei ein paar weiteren Testläufen immer problemlos angesprungen. Die einzige Sorge im Hinterkopf waren die alten Borddurchlässe, die wir nicht ausgetauscht oder entfernt hatten. Wir konnten nur hoffen, dass die Sonne, die Trockenheit und Hitze und das Sandstrahlen des Unterschiffs keine Schäden verursacht hatten. Aber darauf hatten wir keinen Einfluss.

Wir hängen in den Seilen

Nach einer kurzen Fahrt auf dem Skateboard wurde Milagros wieder aufgebockt und dann auf den Travelift verladen, wo sie im Vorjahr bereits gehangen hatte, als sie aus dem Wasser kam. In den Schlingen baumelnd setzte sie sich mit dem Travelift in Bewegung in Richtung Wasser. Auf halbem Weg kreuzten wir die Strasse durch den Boatyard. Die Autofahrer staunen jedes Mal nicht schlecht, wenn sie für ein Schiff anhalten müssen. Handys werden gezückt, Fotos geschossen. Und schon bald hing Milagros über dem Wasser. Auf halbem Weg hinunter ins Hafenbecken stiegen Pati, Craig und ich zu. Nun gabs kein Zurück mehr. Die Arbeiter liessen Milagros nun ganz ins Wasser hinunter. Und tatsächlich: Milagros kanns noch! Sie schwamm, als hätte sie in der Zwischenzeit nie was anderes gemacht. Das war schon mal gut.

Letzte Checks vor der Abfahrt

Der Motor startete ohne Probleme und innert kürzester Zeit spritzte unsere neu verlegte Meerwasserzufuhr Wasser aus dem Auspuff, dass es nur so eine Freude war. Yeeesss! Nun war es Zeit nachzusehen, ob all unsere alten und neuen Installationen wasserdicht waren. Und was für eine Erleichterung: Kein Tropfen Wasser weit und breit! Nicht bei der neuen Wasserzufuhr für unseren Motor, nicht bei der brandneuen Wellendichtung, nicht bei unseren neu installierten Borddurchlässen und auch nicht bei den alten. Wir konnten los!! Zurück auf Deck Daumen hoch für die Travelift-Crew und all die Helfer und dann konnten wir dem Cabrales Boatyard adieu sagen. Endlich!!

Dockbier

Am Dock in der Marina warteten bereits Marc und Laura von SV Liquid auf uns und nahmen unsere Leinen in Empfang. Und dann lag sie da: Angeleint, Wasser rundherum, unsere Milagros. So schön! Und wie wir uns nach all den Strapazen und Sorgenfalten freuten, dass alles so reibungslos geklappt hatte. Schnell zum Kühlschrank, Bier holen, anstossen. Dass unsere Wasserlinie gut und gerne 10 cm höher hätte angesetzt werden können, übersahen wir jetzt einfach mal gekonnt. Es ist also tatsächlich passiert. Wir sind im Wasser! Wer hätte das gedacht?

Vielen Dank!

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10 Comments

Landrattenfrage:
Warum spielt es eine Rolle, wo die Wasserlinie ist und ob es überhaupt eine hat??
Grüessli,
Christine

Die anwuchsverhindernde Farbe sollte genügend hoch über dem Wasserlevel sein, damit es keinen Bewuchs auf der Freiboardfarbe gibt und allfälliger Bewuchs einfach zu entfernen ist.
Liebe Grüsse, Patricia

Super habt Ihr es endlich geschafft. Wünsche Euch viele schöne Erlebnisse auf dem weiten Meer.
Bleibt Gesund und vielleicht sieht man sich wieder einmal.
Gruss Bruno

Well done! It seems travelling around the world in a boat is not too different than using an old Landrover 🙂 A lot of what I was reading on your blog in the past few months reminded me of our own journey around the world. Including the never ending repairs. And it must be such an awkward moment to finally leave the security of the shipyard – somehow it must have still felt like a “safe” place even though you always wanted to leave it. Now you are on the water and new adventures can begin. I will keep following your travels and wish you the best of luck for everything that comes now.

We’re really happy we finally made it. It’s a nice change of perspective and also Milagros seems to enjoy herself way more when she’s in the water rocking back and forth on the lines.

Hoi Martina, Milagros ist eine Kelly Peterson 44. Gefunden haben wir sie in Ensenada, ganz im Norden von Mexiko an der Pazifikküste. Es ist ziemlich verrückt wie wir sie gefunden haben – hier kannst die ganze Geschichte nachlesen.

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