Eine Überraschung in La Paz

Auf unserem Weg nach La Paz trafen wir uns mit Seglern, die wir auf dem Cabrales Boatyard kennengelernt hatten, und erkundeten die Isla Coronado. Wir waren aber unter Zeitdruck, denn wir hatten in La Paz eine Überraschung geplant.

Guten Morgen!

Nach dem Fischernetz Zwischenfall verbrachten wir die Nacht vor Anker bei der Isla Coronado. SV Alegría und SV Cavu waren uns extra entgegen gesegelt, damit wir genügend Zeit für das Treffen hatten. Kurz nach dem Aufwachen bemerkten wir ein Dinghy, das sich näherte und an Sea Note andockte. Durch das offene Fenster hörten wir „Hey, heeeeeey, seid ihr schon wach?“ Es war Alegría Mike, der uns für eine kleine Spritztour abholen wollte. Es sollte nämlich das Maximum aus dem Tag herausgeholt werden, denn wir waren nur für kurze Zeit dort. Wir sprangen also aus dem Bett und luden ihn erstmal auf einen Kaffee ein. Vom Cockpit aus sahen wir, wie sich Cavu Dave ebenfalls auf den Weg zu uns machte.

Unser zweiter Morgen vor Anker

Nach so vielen Monaten auf dem Boatyard war es fast schon unwirklich, in einer Ankerbucht mit karibischem Flair aufzuwachen. Klares, in verschiedensten Blau- und Grüntönen gefärbtes Wasser mit weissem Strand, dahinter die kargen Hügel der Baja California. Das Boot schaukelte leicht im Wind und wir genossen den Kaffee mit diesem Ausblick. Prustende und klatschende Geräusche liessen alle Köpfe in Richtung Strand drehen: Eine kleine Gruppe Delfine schien gerade zu frühstücken.

Das Aquarium

Die Baja California ist bekannt für ihr vielfältiges Unterwasserleben und wird auch das "Aquarium der Welt" genannt. Über 900 verschiedene Fischarten und mehr als 85% der pazifischen bzw. 35% der weltweiten Meeressäugetiere leben hier. Wale, Delfine, Haie, Seelöwen, auch Rochen, Meeresschildkröten, Thunfische – die Liste ist lang.

Wie im Zoo

Auch auf unserer Erkundungstour rund um die westliche Landzunge der Isla Coronado sahen wir diverse Meeresbewohner. Stachelrochen stoben davon, als wir mit unseren Dinghies – David fuhr bei Mike mit und ich bei Cavu Dave – über eine Untiefe tuckerten. Gar zwei kleine Haie schwammen vorbei. An Land wimmelte es von Pelikanen, Möwen und Kormoranen. Der nette Ausflug wurde einzig durch den bestialischen Gestank der Vogelkolonie gestört, wenn der Wind aus der falschen Richtung blies.

Am Strand entlang

Das Wasser war glasklar, als wir den Strand erreichten. Wir konnten kleine, weisse Fische beobachten, die sich bei Gefahr in den Sand eingruben. Und wenn man zu nahe an ihrem Versteck vorbei ging, schwammen sie davon und gruben sich einen Meter weiter weg wieder ein. Manchmal waren nur ihre Augen zu sehen, die aus dem Sand ragten.

Das Wiedersehen

In der Bucht selbst ankerten etwa 10 Schiffe. Neben Cavu und Alegría waren noch 2 weitere Schiffe der Cabrales-Crew da. Natürlich wollten wir von allen hören, wie es ihnen ergangen war, seit sie den Boatyard verlassen hatten. Den ersten Halt machten wir beim Katamaran Skookum V. Stu flickte gerade mit seinen beiden kleinen Töchtern ein Stand-up Paddelboard. Wir gesellten uns mit einem Bier dazu und genossen die Sonne und das Schwatzen. Wir besuchten auch Cynthia und Rick von SV Catspaw, die gerade auf dem Sprung für einen kleinen Ausflug waren. Sie organisierten an diesem Abend auch eine Happy Hour am Strand, die wir leider dankend ablehnen mussten. Denn wir würden dann schon wieder unterwegs Richtung La Paz sein. Ja, wir wissen es. Das Leben ist hart!

Zeitdruck

Wir wären gerne noch länger dortgeblieben, um die Bucht zu erkunden und das Beisammensein mit den anderen Schiffen zu geniessen. Wir waren jedoch etwas unter Zeitdruck, denn wir wollten so schnell wie möglich nach La Paz. Meine Mutter war nämlich gerade zu Besuch bei meiner Schwester. Und wir wollten sie überraschen.

Spektakuläre Aussicht

Die letzten rund 140 Seemeilen (ca. 250 km) nach La Paz führten uns vorbei an spektakulären Felsformationen, die teilweise steil und zackig an der Küste in die Höhe ragten. Das Gestein war durchzogen mit Schichten aus verschiedensten Braun- und Weisstönen. Pelikane kreisten in Schwärmen über dem Wasser, Delfinschulen zogen vorbei und Fischwärme mischten das Wasser auf. Man konnte stundenlang rausschauen und es wurde nie langweilig.

Die Untiefe lauert

25 Stunden nachdem wir die Isla Coronado verlassen hatten, setzten wir den Anker direkt neben Anila. Der Trip verlief ruhig, ausser dass die Einfahrt in das Hafenbecken von La Paz fast mit einer Grundberührung geendet hätte. Wir hatten den Abzweiger zum Ankerplatz verpasst und fuhren direkt auf die Sandbank zu, die mitten durch die Bucht vor La Paz verläuft. Als der Tiefenmesser immer weniger Wasser unter dem Kiel anzeigte, ging Dave sofort nach vorne und lotste Ray wieder in tieferes Wasser. Dank seiner schnellen Reaktion konnte das Missgeschick verhindert werden. Wir haben danach die Signalisation eingehend studiert und werden diesen Fehler in Zukunft nicht mehr machen.

Das Resümee

Für die 500 Seemeilen (ca. 900 km) von Puerto Peñasco nach La Paz haben wir ziemlich genau 8 Tage gebraucht – leider konstant unter Motor. Wir sind dabei mit Sea Note 5 Nächte lang durchgefahren, haben 3 Mal geankert und waren einmal in einer Marina. An dieser Stelle nochmals ein grosses Dankeschön an Ray, dass er uns diesen sehr lehrreichen Trip ermöglicht hat. Es war toll, seinen Geschichten zuzuhören und von seiner Erfahrung zu profitieren.

Der Vorwand

Die Anila-Crew war noch an Land, als wir ankamen. Ich war aber mit meiner Schwester Carmen via WhatsApp in Kontakt und wir machten ab, dass sie sich auf dem Rückweg darüber beschweren würden, dass wir zu nahe geankert hätten. Und deshalb würden sie bei Sea Note anklopfen und darum bitten, dass das Schiff etwas verschoben würde.

Die Überraschung

Wir sahen das gelbe Anila-Dinghy schon von weitem und versteckten uns unter Deck. Als es klopfte, gingen wir an Deck. Meine Mutter fiel vor Schreck fast rücklings vom Dinghy. Sie hatte überhaupt nicht damit gerechnet, uns zu sehen! Mami wusste zwar, dass wir irgendwohin unterwegs waren und schlussendlich zu Carmen und Iñaki aufs Schiff wollten. Doch Carmen war allen Fragen zu wann, wo und wie gekonnt ausgewichen.

Freudiges Wiedersehen

Wir feierten das Wiedersehen mit einem Spaghetti-Plausch im Cockpit der Sea Note. Den folgenden Tag starteten wir mit einem Pancake-Frühstück auf Anila. Danach wollte ich unbedingt in an Land. Einerseits hatte ich gehört, wie cool La Paz ist und andererseits hatte ich das Bedürfnis, nach einigen Tagen auf dem Schiff mir wieder einmal die Beine zu vertreten. Also schnappten wir am späteren Nachmittag beide Dinghis und fuhren damit an Land. Danach schlenderten wir zuerst entlang des Malecon und danach durch den schönen Teil des Städtchens zum "Casa Cultural El Huevo". Den dort hochangepriesenen Mezcal-Jamaica Drink schlug ich aus und blieb beim Bier.

Feinste Meeresfrüchte

Zum Abendessen hatten wir uns mit Ben und Muranda von SV Fickle im beliebten Meeresfrüchte-Restaurant "Mariscos El Toro Güero" verabredet. Wir gönnten uns das volle Programm mit Tintenfisch vom Grill, Ceviche-Cocktail und Kartoffelstock mit Crevetten. Es war zwar nicht gerade preiswert, aber dennoch den Preis wert.

La Paz lebt

Der Ankerplatz vor La Paz ist richtig cool. Denn jeden Tag schwimmen mehrmals Delfine vorbei. Das prustende Geräusch, das sie machen, wenn sie auftauchen, lässt uns jedes Mal zu den Fenstern springen und "Delfiiiiiine" rufen. Wegen der Gezeitenströmung und den drehenden Winden ist dieser Ankerplatz jedoch auch gefürchtet. Denn die Boote tanzen den berühmten La Paz Walzer; jedes mehr oder weniger nach seinem eigenen Rhythmus. Das kann schon mal dazu führen, dass sich ein Anker löst oder sich Schiffe etwas (zu) nahekommen (insbesondere, wenn sie generell schon zu nahe beieinander geankert haben).

Erneuter Abschied

Die 2 Tage mit Mami vergingen wie im Flug. Und schon war es wieder Zeit, Abschied zu nehmen. Für Dave und mich auf unbestimmte Zeit, denn unser geplanter Heimurlaub im Sommer steht aufgrund der Quarantänebestimmungen auf wackligen Beinen. Zwei Wochen Quarantäne bei 3-4 Wochen Aufenthalt stehen in keiner Relation. Mexiko war überraschenderweise die längste Zeit nicht auf der Quarantäneliste der Schweiz, was sich aber leider Anfang Mai geändert hat. Und zudem befinden wir uns hier in einem Impflimbo. In Mexiko sind wir viel zu jung für die Impfung. In die USA, wo Impfungen im Überfluss vorhanden sind und Impftermine für jedermann verfügbar sind, können wir immer noch nicht einreisen. Und in der Schweiz würden wir nur mit Impfung von der Quarantäne entbunden. Die Unplanbarkeit hat uns in Griff.

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