Milagros gehört uns – wir sind Bootsbesitzer!!

Es war Zeit unsere Neuentdeckung namens "Milagros" unter die Lupe zu nehmen. Wir haben ein grosses Risiko auf uns genommen mit unserer Reise nach Amerika. Aber wer hätte gedacht, dass wir uns zwei Kelly Peterson 44 nacheinander ansehen würden? Und wer hätte gedacht, was Milagros mit uns machen würde?

Für den Besuch von Milagros wurden Iñaki und ich von Brent empfangen, einem coolen kanadischen Yachtkapitän, der Ensenada und Milagros als Hauptquartier für seine Reisen nutzte und in der Marina Vollzeit auf dem Schiff wohnte.

Ein gut gepflegtes Segelboot

Brent führte uns zuerst auf Deck herum und es war sofort klar: Er hatte richtig viel gute Arbeit in Milagros investiert. Seinen Erzählungen nach hatte er das Schiff gekauft und von Grund auf überholt, bevor er mit ihr auf eine ca. halbjährige Reise durch den Golf von Kalifornien ging. Alle seine Installationen hatten Hand und Fuss.

Den Abfluss hinunter

Ein Beispiel:
Auf Scorpido in Los Angeles waren die Deckabläufe so verlegt, dass das Wasser in Schläuchen durch das Schiff und durch Borddurchlässe wieder aus dem Schiff geleitet wurde. Wo will man auf seinem Schiff das Wasser? Bestimmt nicht im Innenraum. Warum sollte man also überschüssiges Wasser durch die Hülle des Schiffs ableiten? Brent baute das Ganze kurzerhand aus und ersetzte alles durch handgefertigte Durchlässe in der Fussreling, die viel effektiver sind und das Wasser von Deck direkt wieder ablassen.

Handgemachte Deckabläufe von Brent auf Milagros
Brents handgemachte Deckabläufe

Sinnvolle Upgrades

Und so präsentierte sich Milagros auch im Innenraum. Alles was überflüssig war, wurde von Brent entfernt und durch möglichst simple Neuinstallationen ersetzt. Die elektrischen Installationen waren gut organisiert und beschriftet, ein Wassermacher war an Bord eingebaut und konnte von allen Seiten gewartet werden, der Motor konnte komplett mit Frischwasser gespült werden und die komplette Kabine und das Cockpit konnten nach Wunsch nur mit Rotlicht ausgeleuchtet werden. Dieser kleine aber feine Punkt ist übrigens äusserst hilfreich bei nächtlichen Überfahrten, da das menschliche Auge bei rotem Licht an das Sehen bei Dunkelheit angepasst bleibt. Und das sind nur einige Beispiele.

Die Geschichte mit den Wassertanks setzt sich fort

Nachher der Erfahrung auf Scorpido stürzte ich mich natürlich sofort auf die Wassertanks. Brent kannte die Korrosionsprobleme der Wassertanks auf der Kelly Peterson 44 und hatte diese bei seinem grossen Umbau komplett neu schweissen lassen. Aber trotzdem auch hier wieder das gleiche Problem: Die Schweissnähte von Brents Tanks waren korrodiert. Das hatte er weder gewusst noch erwartet und war dementsprechend irritiert. Stirnrunzeln gab es auch in der Heckkabine – hier befindet sich der Zugang zur Antriebswelle des Propellers. Obwohl Brent auch den Motor komplett ausgebaut, überholt und wieder neu eingebaut hatte, sagte er uns, dass dieser Teil des Schiffs für ihn relativ unbekannt sei und er sich nicht wirklich damit befasst habe. Kann sein, muss aber nicht. Auch das komplette Rigging musste abgesehen von ein paar Anpassungen schon älter sein, und es gab keinerlei Anhaltspunkte darüber wie alt es tatsächlich war.

Zeit für einen neuen Anstrich

Auch der Anstrich der Hülle und des Decks schien älteren Semesters zu sein und war langsam rissig. Nicht weiter schlimm, aber ein weiterer wichtiger Punkt auf unserer Liste. Der Anstrich ist ja nicht zuletzt die Barriere zwischen dem fiesen Salzwasser und dem Fiberglas der Hülle.

Könnte sie unser neues Zuhause sein?

So weit so gut. Die Zeit auf Milagros verging wie im Flug und als Iñaki und ich die Besichtigung bei einem Bier Revue passieren liessen, war eines klar: Mein Gefühl hatte mich nicht getäuscht. Dieses Schiff war kein Vergleich zu Scorpido. Milagros schien richtig gut in Schuss zu sein, ausgerüstet für unsere Pläne mit genau der Simplizität, die richtig und wichtig war - zwar mit ein paar Ecken, die uns Sorgenfalten bereiteten, aber welches Schiff hatte die schon nicht.

Und wieder eine Inspektion

Somit war klar: Die Suche nach einem Inspektor, der das Schiff genauer unter die Lupe nehmen sollte, begann wieder von vorne. Via George Jarvie, dem Mann unseres Vertrauens aus Los Angeles, wurden wir fündig. Michael Weston of Atlantis Marine Surveys würde aus San Diego nach Ensenada kommen und Milagros inspizieren. Leider konnte ich selber der Untersuchung nicht beiwohnen, da ich wieder nach Hause und zur Arbeit musste. Da aber Iñaki sowieso bei Blue blieb, stellte er sich zur Verfügung, um der Inspektion mit eigenen Augen beizuwohnen. Es blieb also spannend...

Wir warten auf Neuigkeiten aus Mexiko

Als ich wieder in der Schweiz war, konnten Pati und ich die Untersuchung kaum erwarten. Wir waren die ganze Zeit mit Iñaki in Kontakt – bis spät in die Nacht hinein warteten wir wegen der Zeitverschiebung von 9 Stunden auf sporadische Neuigkeiten, die er uns per WhatsApp zukommen liess. Wir waren unglaublich aufgeregt und an Schlafen war sowieso nicht zu denken.

Sie ist startklar!

Es kam wie es kommen musste: Beim abschliessenden Telefonat mit Iñaki verkündete er, dass Milagros die Untersuchung mit Bravour bestanden hatte. Trotz einigen kleinen Baustellen waren abgesehen vom Rigging und den Wassertanks keine weiteren grossen Jobs oder Probleme, die wir nicht auf dem Schirm hatten, dazu gekommen. Das Resultat bestätigte, dass wir beim Besuch von Milagros gute Spürnasen gehabt haben.

Das Gesamtresultat der Untersuchung. Das Originaldokument hat 33 Seiten.

Sind wir verrückt genug um ein Segelschiff in Mexiko zu kaufen?

Nun war es an uns. Wollten wir tatsächlich in Verhandlung für eine 14m Segelyacht gehen? Wir zwei Landratten und Segel-Laien? War es clever, sich Hals über Kopf in ein Abenteuer solcher Ausmasse zu stürzen?

Sieht ganz so aus...

Tja, es scheint so, als wären wir durchgeknallt genug für ein solches Unterfangen. Die Verhandlung mit Brent war kurz und schmerzlos. Er kam uns aufgrund der lecken Wassertanks ein paar tausend Dollar entgegen und die Sache war gegessen. Wir wussten von Anfang an, dass wir nicht viel Spielraum hatten, da Brent genau wusste was für ein tolles Schiff er besass und er es sowieso ohne Probleme hätte verkaufen können. Somit überwiesen wir Mitte August 2019 schlappe 71‘000$ an den Broker in San Diego. Autsch.

Wir sind Bootsbesitzer!

Dafür waren wir auf einmal Besitzer eines eigenen Segelschiffs. Wie krass ist das denn? Es ist eine vollkommen unwirkliche Vorstellung, und wird es wohl auch bleiben, bis wir uns mal in unserem Seglerleben eingeflowt haben

Da nun eine der wichtigsten Bedingungen für unser Abenteuer – das Schiff – erfüllt war, konnten wir mit der Planung beginnen.

Wir sind Besitzer eines Segelbootes...

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