Unser Umbau ging an allen Fronten voran wie eine Lok auf Schienen. Das Unterwasserschiff und das Freibord wurden gestrichen und ein neuer Borddurchlass wurde installiert. Wir sind froh, dass wir während des Umbaus keine uns unbekannten Mängel feststellen mussten - bis jetzt. Milagros hielt ihre erste böse Überraschung für uns bereit.

Die böse Überraschung
Als wir den Mast für das Streichen vorbereiteten, entdeckten wir am Baumbeschlag (dort wo der Baum am Mast befestigt wird) einen ca. 2 cm langen Riss. Milagros hat keinen klassischen Baumbeschlag, denn sie wurde zu einem früheren Zeitpunkt einmal auf ein rollbares Grosssegel umgebaut. Dafür wurde eine Verlängerung an den Mast geschweisst, an die der Baum befestigt wurde. Und wer auch immer zurückgewechselt hat zu einem "normalen" Grosssegel, hat diese Verlängerung einfach dran gelassen. Genau dieses Relikt sollte uns nun Probleme bereiten.
Das könnte böse enden
Auf den Baumbeschlag wirken grosse Kräfte, wenn das Grosssegel gehisst ist. Nicht auszumalen, was passiert wäre, wenn wir diesen Riss nicht entdeckt hätten und der Baum während dem Segeln plötzlich irgendwo in der Luft gehangen wäre. Wir waren deshalb froh, das Problem jetzt, und nicht später auf dem Wasser gefunden zu haben. Dennoch passte der Fund so gar nicht in unsere Pläne und konnte eine Verzögerung der Einwasserung bedeuten.
Eine Lösung musste her
Also mussten wir uns mit möglichen Lösungsansätzen auseinandersetzen. Grundsätzlich gab es zwei Wege: die Verlängerung flicken oder das System bereinigen. Wir entschieden uns schnell für Zweiteres. Obwohl das Anschweissen einer Aluplatte für die Verstärkung des Beschlags sich ziemlich simpel anhört, wäre es doch nur das Flicken eines schon nicht optimalen Systems. Obendrein wussten wir auch nicht, ob es hier überhaupt jemanden gab, der Alu schweissen konnte.
Wir machen kurzen Prozess
Mit der Trennscheibe bewaffnet, machte sich Dave also daran, die Verlängerung abzuschneiden. Schnell haben wir bemerkt, dass unsere "kleine" Trennscheibe nicht reicht. Vom Pancho liehen wir uns dann ein grösseres Modell. Ich konnte kaum zusehen, als Dave damit zu arbeiten begann. Eine kräftige Maschine und kein Schutz - weder für die Finger noch fürs Gesicht noch für die Beine. Nach dem groben Schnitt konnte mit der kleineren Maschine der Feinschnitt gemacht werden. Anschliessend war eine 40er Schleifscheibe an der Reihe, um so nahe wie möglich an den Mast hinzuschleifen und mit der 60er Scheibe konnte der kleine Rest entfernt werden.
Eine Massanfertigung für uns
Da der Hersteller unseres Baumes und der dazugehörigen Beschläge die Produktion eingestellt hat, müssen wir nun einen massgeschneiderten Beschlag machen lassen. Auf unserem Schwesterschiff Dogfish haben wir Mass genommen und werden den Beschlag nun anfertigen lassen. Wir fanden eine Firma in den USA, die das Teil für uns für $120 innert 3 Wochen herstellen kann. Nun müssen wir nur noch eine Kopie des Mastprofils senden, und die Produktion kann beginnen. Es scheint, als ob wir das Problem gerade noch rechtzeitig entdeckt hätten und keine grossen Verzögerungen daraus entstehen werden.
Sich treiben lassen
Nach diesem mentalen Stress kam es uns gerade recht, dass die Crew von SV Skookum V ein Apartment in einer Überbauung mit riesigem Pool gemietet hatte. Während wir im Wasser plantschten, nutzten wir bei dieser Gelegenheit auch gleich die Waschmaschine (mit warmem Wasser!) und den Tumbler. Es tat gut, den Boatyard zu verlassen und die Szenerie zu wechseln. Weil es so nett war, wiederholten wir das Ganze noch zwei weitere Male.

Borddurchlass Nummer 2
Vor unserer Reise in die Schweiz hatte Marga von SV Dogfish und Dogfish Boatworks für uns bzw. mit uns einen neuen Borddurchlass installiert. Der Zweite war musste ebenfalls rein, aber wir schoben diese Aufgabe etwas vor uns her. Obwohl wir wussten, was zu tun war - wir hatten genau zugeschaut und anschliessend den Ablauf notiert -, hatten wir Respekt davor. Es war immer noch ein Loch, das in die Hülle gebohrt werden musste und eine Installation, die 100% sitzen musste. Wenn falsch gemacht, kann das Boot sinken. Aber wir mussten in den sauren Apfel beissen.
Schritt für Schritt
Schritt für Schritt folgten wir dem Ablauf. Eine geeignete Trägerplatte für den Borddurchlass herstellen. Sicherstellen, dass die Trägerplatte innen flach auf der Hülle aufliegt. An der gewünschten Position innen und aussen die Oberfläche anschleifen und mit Aceton reinigen. Mit einem kleinen Bohrer von innen ein Loch bohren und aussen die Position checken. Mit einer Lochsäge in der richtigen Grösse von aussen das grosse Loch bohren. In die Trägerplatte dieselbe Grösse von Loch bohren. Die totale Dicke messen und den Borddurchlass entsprechend zuschneiden. Schauen ob alles zusammenpasst. Wenn nein, passend machen. Wenn ja, die Installation vorbereiten. 5200 (eine superstarke marine Kleb- und Dichtmasse) auf die Hülle innen, die Trägerplatte unten und oben, die Hülle aussen, das Loch innen herum, den Borddurchlass und die Unterseite des Seeventils schmieren. Festziehen und fertig.
Das kleine Loch bohren Das grosse Loch bohren Schauen, ob alles passt 5200 verteilen
Ein Erfolg?
Wir versuchten uns währenddessen an alles zu erinnern, was wir nicht notiert hatten. Wieviel 5200 müssen wir verwenden? Wo darf keine Dichtmasse hin? Wie hat sie dies und jenes schon wieder gemacht? Wie fest müssen wir den Durchlass festziehen? Wir stellten fest, dass wir ziemlich sicher etwas zu lange mit dem zweiten Borddurchlass gewartet hatten. Aber die Installation ist uns gelungen - glauben wir zumindest. Es wird sich vermutlich schnell zeigen sobald wir einwassern, sollte etwas schiefgelaufen sein. An zu wenig 5200 wird es sicher nicht liegen.
Das Unterwasserschiff ist dran
Als der Borddurchlass installiert war, konnten wir auch am Unterwasserschiff weiterarbeiten. Es war alles gespachtelt und geschliffen und somit bereit für den Anstrich. Wir entschieden uns, zuerst eine Schicht der Interlux 2000e Sperrgrund zu streichen, dann wo nötig nochmals zu spachteln und danach bis zur ersten Schicht Antifouling weiter zu streichen. Die optimale Temperatur dafür war frühmorgens. Deshalb mussten wir um 4 Uhr aus der Heia. Vor dem Anstrich reinigten wir die Hülle und rührten die erste Gallone an. Nach etwa einem Viertel passierte mir ein Missgeschick. Ich trug zwar die Atemschutzmaske, Handschuhe und einen Ganzkörperschutzanzug, jedoch keine Schutzbrille. Und prompt spritze mir von dieser Zweikomponenten Epoxidfarbe ins Auge.
Ein kleiner Unfall
Ich spülte mein Auge wie vom Hersteller angegeben für etwa 10 Minuten mit Wasser. Danach fühlte sich mein Auge ziemlich gereizt an. Ich konnte zwar keine optischen Schäden feststellen, dennoch wollte ich lieber auf Nummer sicher gehen. Während Dave das Unterwasserschiff fertig strich, schnappte ich mir das Auto und fuhr zu einer Privatklinik. Ich war die einzige Patientin weit und breit und kam sofort dran. Die Ärztin war nicht sonderlich motiviert, mich zu behandeln. Tat es aber dennoch und auch sie konnte nichts Besorgniserregendes feststellen. Sie meinte, mein Auge sei einfach gereizt, weil ich es mit Puerto Peñasco Wasser ausgewaschen hatte, und verschrieb mir zwei verschiedene Augentropfen für 5 Tage. Die Behandlung kostete 500 Pesos (25 CHF) inkl. den Augentropfen. Ziemlich willkürlich, wenn du mich fragst, aber mir war's Wurst.
Das liebe Gas
Ich war also wieder voll am Start und wir spachtelten am selben Tag die letzten kleinen Löcher, die am Unterwasserschiff noch zu finden waren. Als ich abends was kochen wollte, war das Gas leer. Ich wunderte mich, da normalerweise das Gas nicht einfach leer ist, sondern die Flamme plötzlich einfach kleiner wird. Also wechselte ich die Gasflasche und beim Aufdrehen der Flasche entwich ziemlich viel Gas aus dem Druckregler. Beim Abkleben der Wasserlinie am Heck hatte ich Gas gerochen, mir aber nichts dabei gedacht, da das hier hin und wieder vorkommt. Also war der Druckregler, den wir letzten Oktober installiert hatten, bereits kaputt. Na toll.
Kein Kaffee
Was noch töller war: es war bereits nach Ladenschluss und wir wollten tags darauf früh raus, um die restlichen Schichten der Sperrschicht und die erste Schicht des Antifoulings zu streichen. Die kleine Gasflasche des Campingherds war natürlich auch leer. Also kein Kaffee für uns. Wir konnten nicht einmal Kaffee to go holen, da um 4 Uhr morgens nichts offen war. Na prima. Nichtsdestotrotz musste Milagros weiter gestrichen werden.
Milagros wird rot
So strichen wir Schicht um Schicht 6 Stunden lang ohne Kaffee. Um 10 Uhr morgens erstrahlte Milagros' Unterwasserschiff endlich in einem ungewohnten, leuchtenden Rot. Schwarz wird die finale Farbe des Unterwasserschiffs sein - Rot dient lediglich als Anzeigeschicht. Die letzten Schichten werden wir aber zu einem späteren Zeitpunkt auftragen. Wir waren sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Die vielen Wochen, die wir in Fiberglasen, Schleifen und Spachteln investiert hatten, haben sich bezahlt gemacht. Um unserem Kaffeeentzug entgegenzuwirken, besorgten wir uns gleich nach dem Streichen einen neuen Gasdruckregler und konnten bald darauf unseren Kaffeedurst stillen. Nun konnten wir uns wieder unserem Freibordanstrich widmen.
Milagros wird wieder glänzend
Nachdem wir das Freibord von Hand angeschliffen hatten, war Milagros bereit für die zweitletzte Schicht. Wir suchten einen windstillen Tag heraus und bestellten Pancho für 6 Uhr morgens, damit er die Farbe aufsprühen konnte. Dave und Pancho waren ein eingespieltes Team und keine zwei Stunden später glänzte Milagros wieder. Zwar nicht so wie beim ersten Mal, aber sie sah richtig toll aus. Beim genaueren Hinschauen bemerkten wir aber, dass die Farbe etwas Orangenhaut hatte und an einigen Stellen zu viel Farbe drauf war und sich deshalb Läufe gebildet hatten. Pancho meinte, dass an diesen Stellen die Farbe beim Aufsprühen davongestoben sei und er deshalb mehr Farbe aufgetragen hatte. Wir nahmen dies Mal so zur Kenntnis - schlimm waren Läufe eigentlich nicht, denn man konnte sie wieder abschleifen.
Die Freude währt nicht lange
Uns passierte dann noch ein ziemlich dummer Anfängerfehler. Während die Farbe trocknete gingen wir einkaufen und deshalb bemerkten nicht, dass der Wind aufgefrischt hatte. An manchen Stellen riss der Wind die Plastikabdeckungen weg und wehte sie in die trocknende Farbe. Das gab unschöne Abdrücke. Zwar auch nicht weiter wild, aber führte dazu, dass diese zweite Schicht noch einiges an Nachbearbeitung brauchen würde, bevor wir die finale Schicht auftragen konnten. Leider sollte alles ganz anders kommen würde, als wir es uns vorgestellt hatten. Die nächste, noch bösere Überraschung lauerte bereits.
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