Spieglein, Spieglein an der Wand, welche ist die schönste Bucht im ganzen Land? Ja, bei dieser Frage scheiden sich die Geister. Hier in der Sea of Cortez gibt es dermassen viele tolle Buchten, da hat jeder Segler und jede Seglerin seine/ihre eigene Meinung. Und dann gibt es diese Plätzchen, die einem komplett den Atem verschlagen, und wo man am liebsten für immer bleiben möchte. Mal sehen, ob irgendwas unsere neueste Entdeckung noch toppen kann.

Hier in der Sea of Cortez ist gute Internetverbindung ein rares Gut. Nur einzelne Abschnitte der Baja California sind mit Konnektivität gesegnet. Da Pati für ihren neuen Job regelmässig online gehen muss, haben wir uns bisher von Internet-Ankerplatz zu Internet-Ankerplatz gehangelt. Das hat eigentlich nur Nachteile. Wir müssen schöne Orte zu früh ver- oder ganz auslassen. Zudem mussten wir uns teilweise auch bei nicht optimalem Wetter vorwärtsbewegen. Da hatte zur Folge, dass wir statt zu segeln mehr als uns lieb war unter Motor unterwegs waren. Dank Starlink können wir uns nun auch in den entferntesten Ecken von Mexiko mit dem Internet verbinden. Das eröffnet uns ganz neue Möglichkeiten.
Milagros geht online mit Starlink
Vor unserem Ausflug nach Mexico City (was für eine tolle Stadt) haben wir die Starlink-Satellitenschüssel bestellt und siehe da: Als wir in der Marina ankamen erwartete uns das Starlink-Päckli! Milagros geht online! Die Installation denkbar einfach: App runterladen, einstecken, Schüssel mit der App verbinden – fertig! Ziemlich beeindruckend, wenn man bedenkt, dass wir es hier mit Satelliten-Technologie zu tun haben. Nachdem wir uns mit Bek aus UsBEKistan (HA! HA!) und seinen Eltern in Loreto verproviantiert hatten (danke fürs Mitnehmen im Auto!), konnte es wieder losgehen. Auf ins grosse Blau!



Isla Carmen wartet auf uns
Das erste Ziel war eine kleine Ecke namens «Bahia Cobre», wo wir aber nur eine Nacht verbrachten. Angekommen machten wir uns für eine Runde schnorcheln bereit. Und kaum im Wasser konnten wir uns gleich wieder Arbeit machen – denn bei einer Kontrollrunde ums Schiff merkten wir, dass sich eine Angelschnur in unserem Propeller verfangen hatte. Hmpf. Kennen wir doch von irgendwoher. Also haben wir die Messer gewetzt und uns unter Wasser ans Schneiden gemacht. Zum Glück kam die Leine schnell und easy weg.



Check 1,2,1,2!
Natürlich mussten wir auch unsere fancy neue Satellitenschüssel testen. Ein paar Minuten nachdem wir Starlink auf dem Deck installiert hatten, waren wir auch schon mit dem World Wide Web verbunden. Starlink dürfte ein Game Changer werden für viele Reisende und Digital Nomads. Leider ist der Service noch “landgebunden” und zurzeit können wir Starlink ausserhalb von Mexiko noch nicht brauchen. Wir hoffen natürlich, dass sich das möglichst bald ändert, denn wir wollen Richtung Panama. Im Juli fliegen wir endlich mal wieder nach Hause in die schöne Schweiz, wer weiss, vielleicht macht Starlink ja nochmals einen grossen Schritt vorwärts unterdessen.


Bahia Cobre, mi amor
Die Ankerbucht war richtig hübsch, und wir waren die ganze Zeit komplett alleine. Wir wurden nur von ein paar Fischern in ihrer Panga besucht, die der Mittagssonne entfliehen wollten. Am Strand hatten sie ein paar Kisten mit Material für ein Camp. Am Feierabend machten sie ein Feuer und übernachteten am Strand. Nachts wurden wir von Wellen, die fies um die Ecke kamen, ziemlich durchgeschüttelt. Je nach Grösse und Winkel der Wellen kann auch die schönste Ankerbucht unerträglich werden und so entschieden wir uns am frühen Morgen weiterzuziehen.
Wir finden mal wieder ein kleines Paradies
Apropos «um die Ecke»! Das war die Route am nächsten Tag. Wir folgten der Ostküste der Isla Carmen um ihr nordöstliches Kap und ankerten «um die Ecke» in einer kleinen Bucht namens «El Refugio» am nördlichen Ende der Insel. Und was wir da gefunden haben liess das Herz höherschlagen. Die Bucht hat nur Platz für eine handvoll Schiffe und ist umgeben von steilen Klippen, die in einen kleinen, sandigen Traumstrand münden. Ankern mussten wir gleich zweimal, denn beim ersten Versuch waren doch ein wenig zu nahe an den Felswänden. Schlussendlich wars aber wie immer. Wir hätten es beim ersten Versuch bleiben lassen können, denn nach dem zweiten Ankermanöver waren wir viel zu weit weg. Naja, was solls. Erstmal Ankerbier.



Höhlenforschen in der Sea of Cortez
Alleine waren wir aber nicht lange, denn schon am nächsten Tag fanden sich grössere und kleinere Ausflugsboote ein. Auch ein paar Segelschiffe gesellten sich zu uns. Wir vertrieben uns die Zeit mit Schnorcheln, Entdecken und Erkundungstouren. Eine Ausfahrt mit dem Dinghy führte uns zu eindrücklichen Höhlen, eine davon gross genug um mit dem ganzen Schiffli hinein fahren zu können. Die Höhlen wurden über Jahrmillionen von starkem, winterlichem Nordwind und Wassermassen aus den Wänden geformt und nun durften wir das Ergebnis geniessen. Es wurde langsam echt warm, deshalb war die merklich kühlere Luft in den Felswänden eine willkommene Abwechslung.



Einmal quer durch die Wüste
Auch zu Fuss machten wir uns auf Entdeckungsreise! Auf der Isla Carmen wurde lange Salz gewonnen, die Salzseen und Überreste des Salzminen-Dorfs kann man noch heute bestaunen. Frühmorgens in der «Kühle» machten wir uns auf den Weg einmal quer über die Insel, über Stock und Stein und durch die steinige, kahle Wüste. Als Navigationsmittel nahmen wir kurzerhand Patis Tablet mit Navigationssoftware inklusive Satellitenbilder mit. Unser Schiff bewegte sich so über Land, und wir wussten, welche Richtung wir einschlagen mussten, um das verlassene Dorf zu finden.



Einmal Schafe schiessen bitte
Dort angekommen staunten wir nicht schlecht, als reger Betrieb herrschte. Darauf angesprochen meinte ein Arbeiter, dass das verlassene Dorf gar nicht mehr so verlassen war. Es wurde nämlich zu einem sündhaft teuren kleinen Resort umgebaut, von wo aus angefressene Jäger für horrende Preise Dickhornschafen nachstellen können. Na dann, Waidmanns heil! Viel zu sehen gabs nicht, allerdings muss man sagen, dass die post-apokalyptische Stimmung schon cool ist. Sowas sieht man nicht oft in unserem kleinen, herausgeputzten Schweizerland.



Ein heeeeiiiissser Rückweg und Pelikan-Shows
Der Weg zurück war heiss, heiss und nochmals heiss. Wir schwitzten uns halb zu Tode und tranken Wasser wie Kühe. Das Thermometer steigt und steigt hier in der Sea of Cortez, die Sonne brennt erbarmungslos vom Himmel. Trotzdem gingen wir den letzten Teil auf gut Glück querfeldein durch die spärliche, interessante Vegetation der Isla Carmen. Tatsächlich haben wir es auch zurück zum Schiff geschafft. Dort angekommen genossen wir spektakulären Sonnenuntergänge, Pelikan-Shows und schauten Fischern beim Arbeiten zu. So vergingen die Tage, und irgendwann war es auch Zeit, Abschied von El Refugio zu nehmen.




Was ganz spezielles
Aber vor der Weiterfahrt nach Isla Coronados stand etwas ganz Besonderes an: Frisch gefangenen Fisch am Strand grillieren! Am Nachmittag gingen wir zum Angeln mit dem Dinghy raus, und als der Fisch gefangen war, gingen wir auf Erkundungstour für den Feuerplatz. Wir suchten uns einen Strand mit genug Schwemmholz aus, machten Feuer und vertrieben uns die Zeit mit Abfall und Plastik zusammensammeln. Einfach nur krank, wieviel Dreck alleine an diesem kleinen, völlig abgelegenen Strändchen angeschwemmt worden war: Wir füllten ganze drei Abfallsäcke mit Plastikabfall. Der Fisch wurde zwar ein bisschen verbrannt seeehr gar, war aber trotzdem fein. So lässt es sich leben!





Dann hiess es mal wieder zusammenpacken. Wir leben jetzt ja schliesslich ein Nomadenleben. Wir wären gerne noch viel länger geblieben, aber Wind und Wellen aus der falschen Richtung waren vorhergesagt und die nahegelegene Isla Coronados rief nach uns. Wir mussten los! Noch mehr Traumstrände, noch mehr Erkundungstouren, noch mehr türkises Wasser erwarteten uns! Vielleicht hat es noch mehr schönste Orte?
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