Guess what: Wenn du diesen Blogpost liest, sollten wir eigentlich schon im Wasser sein. Sind wir aber leider nicht. In den letzten vier Wochen haben wir eine ereignisreiche Zeit erlebt. Während wir uns intensiv auf die neue Segelsaison vorbereiten, erleben wir eine Mischung aus Herausforderungen und angenehmen Momenten. Es offenbaren sich wie immer uns zahlreiche Hürden und Überraschungen. Trotzdem lassen wir es uns nicht nehmen, wieder voll und ganz in das mexikanische Lebensgefühl einzutauchen.
Nun ist es auch schon wieder VIER Wochen her seit unserer Ankunft. Maximal 3 Wochen wollten wir eigentlich auf dem Trockendock verbringen. Schon seit einer Woche wollten wir im Wasser sein. Hat’s geklappt? Nein, natürlich nicht. Wie sagt man so schön: Auf dem Schiff dauert alles doppelt so lang wie geplant. Wir sind weiterhin fleissig mit den Vorbereitungsarbeiten für die neue Saison beschäftigt. Und es ist wie immer. Wir machen zwei Schritte vor, einen zurück, zwei Schritte vor, einen zurück. Aber der Reihe nach.
Die Motiviation hält sich in Grenzen
Nach unserer Ankunft haben wir einfach mal eine Woche fast nix gemacht. Wir haben in die über 30° warme Sonne geblinzelt, uns mit Computerarbeit, putzen und aufräumen des Schiffs beschäftigt. Wir wären gerne noch länger Zuhause geblieben, unsere Motivation zu Milagros zurückzukehren hielt sich arg in Grenzen. Das hat weniger mit Milagros zu tun, denn mit ihrem neuen Deck ist sie nun endgültig einfach nur ein strahlend schönes Segelschiff, sondern mit uns. Die letzte Saison war eine durchzogene Erfahrung und wir lieben es halt einfach, Zuhause zu sein. Wir hätten locker nochmal 3 Monate mehr in der Schweiz anhängen können. Aber die Flüge waren gebucht, es war Zeit, nach Mexiko zurückzukehren.
Hallo Mexiko, wir sind wieder da!
So begannen wir unsere Rückkehr gaaanz gemächlich. Zuerst mussten wir das Schiff von all dem Staub und Dreck befreien, der sich auf dem Deck angesammelt hatte. Den Rest der Zeit verbrachten wir mit relaxen und uns einleben in unserer zweiten Heimat Mexiko. Wir waren voll und ganz im Urlaubsmodus und trafen beispielsweise unsere Freunde Rob und Sarah auf SV Mapache 2.0 zum Feierabendbier im schönsten Abendlicht.
Eine ganz spezielle Einladung
Und als wären wir nicht sowieso schon im Ferienmodus wurden wir von David dem Maler auch noch zu einem nachmittäglichen Ausflug mit dem Motorboot rund im Guaymas uns San Carlos eingeladen. Unser guter Freund Pete, den wir auch in der Schweiz begrüssen durften, komplementierte die Crew. So trafen wir uns mit David und seiner Familie vor dem Oxxo neben dem Boatyard. Den Käptn trafen wir direkt am Dock. Bepackt mit Snacks und Bier ging es los. Unterwegs trafen wir eine Gruppe Delfine, und David und David liessen sich auch eine Abkühlung in Jeanshosen nicht nehmen. So konnte es weitergehen!
Raus mit dem alten Zeug
Aaaaber. Wir durften natürlich nicht nur auf der faulen Haut herumliegen. Wir hatten viel zu tun und zwei grössere Projekte waren auf der Liste (neben den üblichen 8'000 kleineren Arbeiten, die es zu erledigen galt).
- Wir wollten unsere alte Batteriebank aus dem Schiff schmeissen und eine brandneue, moderne Lithium-Batteriebank einbauen. Das tollen an Lithiumbatterien ist, dass man sie viel mehr entladen kann, somit haben wir auf einen Schlag viel mehr Strom zur Verfügung
- Die Idee, eine neue Welle einzubauen war ja im Sommer noch fehlgeschlagen, nun mussten wir auch dieses Projekt vorwärtsbringen.
Wir widmeten uns also dem Ausbau der alten Batterien. 3 monströse AGM-Batterien à je etwa 60kg wollten aus dem Motorenraum gehievt werden. Gesagt getan hatten wir auf einen Schlag die Hälfte des Motorenraums frei für neue Ideen. Wie man auf den Fotos sieht, hätte ich die Ecke fast zu meiner neuen Kabine auserkoren.
Wenns mal wieder länger dauert
Gleichzeitig widmeten wir uns dem Wellenprojekt. Den neuen Propellerschaft hatten wir ja eigentlich schon im Juli einbauen wollen. Aufgrund diverser Fehlschläge und sonstiger Verzögerungen mussten wir das Projekt leider liegen lassen. Der Mechaniker unseres Vertrauens, Salomon, hatte die neue Version ja schon bei sich im Workshop liegen. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis unsere neue Welle eingebaut wäre. Wäre. Nachdem der neue Propellerschaft aufgrund zusätzlichen Anpassungen schlappe drei mal zurück in die Werkstatt musste, konnte wir uns endlich dem Einbau widmen. Und was soll ich sagen? Auch vier Wochen später ist der Einbau noch nicht abgeschlossen.
Der Schaft schafft uns fast
Es ist mal wieder eine Sysyphus-Arbeit. Wir wollen natürlich alles perfekt machen, damit wir auch in Zukunft keine Scheissereien mehr haben - und das braucht viel, viel Hirnschmalz und dauert halt einfach länger. Wir müssen alle Lager, Dichtungen, Kupplungen perfekt aufeinander anpassen und dazwischen noch unsere neue Wellenbremse einbauen. Und wie das so läuft, habt ihr sicher schon geahnt: Zwei Schritte vor, einen zurück, zwei Schritte vor, einen zurück.
Der Schneeball-Effekt
Der klassische Schneeball-Effekt machte sich hier wieder mal bemerkbar. Zuerst wollten wir ein neues, sich selbstausrichtendes Kugellager einbauen. Doch erster Rost am Lager nach 3 Monaten einfach nur im Schiff herumstehen brachte uns davon ab. Also entschieden wir uns, das alte Gleitlager zu verwenden. Dann machten wir die erste unschöne Entdeckung: Das Lager war ausgeleiert und musste neu gegossen werden. Wir sprachen hier von 0.2 mm Spiel statt 0.04 mm (!!).
Als das neu gegossene Lager installiert war, machten wir eine weitere unschöne Entdeckung: Wir müssen die Halterungen von unserem Motor austauschen und erhöhen. Kommt davon, wenn wir wegen der Welle irgendwo genauer hinschauen müssen. Wer weiss, wie lange das wieder dauern wird…
Eine typisch mexikanische Sause
Abgesehen von der Arbeit an unseren Computern und Milagros lassen wir es uns aber wie immer gut gehen. Wir werden beispielsweise zu einer typisch mexikanischen Hausparty eingeladen. Maler David hat Familie und Freunde eingeladen, bei sich zu Hause die Sau rauszulassen. Und die Sau rausgelassen haben wir. Die ganze Nachbarschaft wurde zugedröhnt mit lauter Musik von einer «Tecnobanda» - zwei junge Frauen trommelten zu öhrenbetäubender mexikanischer Musik aus riesigen Boxen. Ich war höchst beeindruckt von ihren Skills und durfte mich zum Amüsement der Festgesellschaft selber probieren. Meine Darbeitung war ganz ok, aber an die Fertigkeiten der beiden Mädels kam ich beim besten Willen nicht heran. Respekt!
Nico der kleine Pirat
An einem anderen Abend passten wir auch Nico, den Sohn von Rendt und Marea auf SV New Life auf. Sie hatten ihren Hochzeitstag und wollten sich einen schönen Abend machen. So kam der (nicht mehr ganz so) kleine Nico bei uns unter. Wir unterhielten ihn so gut es ging mit unserem spärlichen Equipment für Kinder. Das Highlight des Abends waren die diversen Plüsch-Maskottchen, die mit uns auf Reisen sind. Die meisten davon sind Geschenke von unseren Freunden aus der Schweiz. Wir glauben wir haben unseren Job gut gemacht. Es gab Pizza, Zeichnungen malen, mit den Plüschtieren spielen und Briefe für die Eltern schreiben.
Wir sind wieder angekommen in Mexiko
Und so verflogen die Tage und wir kamen langsam aber sicher wieder in bei Milagros in Mexiko an. Wir haben gemerkt, wie unglaublich viel Freude wir an unserem Schiff haben. Es gibt praktisch keine Ecke mehr, an der wir nicht schon gefeilt haben, die wir nicht schon mit einem Upgrade versehen haben. Trotzdem haben wir immer wieder neue Ideen, wie wir sie verfeinern könnten. Viele unserer Freunde glauben, dass wir am Schrauben mehr Spass als am Segeln haben. Das kann tatsächlich sein, aber trotzdem können wir es kaum erwarten endlich im Wasser zu sein. Milagros braucht einen nassen Bauch, und das so schnell wie möglich.
Ja, wir sind uns bewusst – wieder einmal finden wir uns am Arbeiten statt am Segeln. So sind nun mal die Dinge. Wenn unserer Leben auf diesem staubigen Boatyard versüssen möchtest, kannst du uns mit einem einfachen Klick auf den Button ein Bier kaufen! Wenn du willst, kannst du auch gleich ein monatlicher Unterstützer werden bei Patreon. Vielen Dank!