Am 10. Juli 2020 haben wir unseren allerersten Blog Post auf der Milagros Homepage online gestellt. Und wir haben tatsächlich bis heute durchgezogen und EINHUNDERT Blog Posts geschrieben und veröffentlicht. Wir haben alle Aufs und Abs kommentiert, versucht ohne Scheuklappen und so ehrlich wie möglich zu dokumentieren und wir glauben, dass wir einen guten Job gemacht haben. Was meint ihr? Wie gefällt Euch unser Schaffen? Was vermisst ihr? Wo könnten wir besser werden und was findet ihr ganz besonders toll? Schreibt uns einen Kommentar, eine Nachricht, ein E-Mail, eine Postkarte. Wie immer dürft ihr uns zur Feier mit unserem tollen Button ganz unten auch ein paar Bierchen spendieren. Wir freuen uns über alle Rückmeldungen!

Glück mit den Temperaturen
Diesen 100ten Blog Post schreibe ich hier in Guaymas auf Milagros, während draussen die Schleifpapiere über das Deck kratzen und die Schleifmaschinen rumlärmen. Es ist 8:30 Uhr am Morgen und draussen hat es bereits 31 Grad. Guaymas ist berühmt berüchtigt für seine brutalen Temperaturen im Sommer, aber bisher wurden wir noch verschont. Tagsüber klettert das Thermometer auf etwa 35 Grad, während es nachts noch ein wenig herunterkühlt, was wirklich schön ist. Die Locals sagen, dass es ungewöhnlich kühl ist für die Jahreszeit! Glück gehabt!

Outsourcing in Mexiko
Wir haben uns dafür entschieden, die Arbeit am Deck zu outsourcen. Das kostet zwar Geld, dafür können wir uns währenddessen darum kümmern, dass unsere Projektliste kürzer wird. Die Arbeiten müssen bis im Juli durch sein, damit wir für ein paar Monate nach Hause können. Wir haben viele, viele kleine Jobs zu erledigen. Das Ziel ist, dass wir Milagros so schnell wie nur möglich zu Wasser lassen können, wenn wir im Herbst nach Mexiko zurückkehren. So arbeiten wir morgens an unseren Computern, und am Mittag geht’s an die Schiffsarbeiten.


Ein Upgrade für den Anker
Ein anderes Upgrade, das schon seit Puerto Peñasco (und somit über ein Jahr) bereit liegt, wir aber nie erledigt haben, ist unser neuer Ankerwirbel. Ein Ankerwirbel sitzt zwischen dem Anker und der Ankerkette und sorgt dafür, dass die Kette nicht verdreht wird, wenn sich das Schiff um den Anker dreht (schwojen heisst das im Fachjargon). Also holten wir schweres Gerät heraus, schnitten den uralten Wirbel vom Anker, und montierten den neuen, modernen Mantus-Wirbel.


Neuer Sonnenschutz für das Vorsegel
Pati ist vor allem mit Nähen beschäftigt. Beispielsweise braucht unser riesiges Vorsegel einen neuen UV-Schutz. Dafür mussten 65 Meter Nähte geöffnet, und 15 m2 alter, brüchiger Stoff entfernt und wieder angenäht werden. In ihrem Nähstübli machte sie sich also an die Arbeit, unter gütiger Mithilfe von den Moskitos, die hier auf dem Boatyard leider auch zuhause sind. Sie arbeitete zum ersten Mal an einem Segel, hat sich aber schnell reingefuchst und nach etwa drei vollen Tagen Arbeit war das neue Cover am Segel angebracht. Natürlich im schicken Charcoal-Grau. Unser Ziel ist es, so viel wie möglich vom blauen Stoff am Schiff durch grau zu ersetzen.





Tom eilt zur Hilfe
Die harte Näharbeit fordert ihren Tribut. Die alte Dame (nicht Patricia, obwohl die beiden etwa gleich alt sind) benötigt hier und dort ein wenig Unterhalt und Reparatur. So funktionierte auf einmal der langsame Gang nicht mehr, nur noch von Null auf Vollgas – so kann man natürlich nicht nähen. Tom, der Besitzer der Nähmaschine, war aber sofort zur Stelle. Gemeinsam mit einem Freund nahm er das Pedal auseinander und fand das Problem: eine Kontaktfeder war abgebrochen. Bei dieser Gelegenheit holte er auch gleich eine Anzahlung für die Nähmaschinenmiete – ein 6-Pack Bier pro Tag – ab, die er netterweise gleich mit uns teilte.

Arbeit an den Fenstern
Beim letzten Auswassern haben wir gemerkt, dass unsere Fenster langsam aber sicher undicht werden. In Pati’s letztem Post konntet ihr ja bereits Zeuge von deren Ausbau werden. Besser jetzt als nie, denn mit dem Malern an Bord können wir dafür sorgen, dass die Fenster ein für Allemal dicht sind. Wir nahmen die demontierten Fenster genau unter die Lupe und entdeckten, dass wie erwartet die Dichtmasse am Ende ihrer Lebenszeit angekommen war. Besagte Dichtmasse war zwar nicht mehr ganz dicht (woher kenne ich das nur?), aber die Einzelteile hielt sie immer noch gut zusammen.

Fensterbau mexikanischer Art
Was folgte, war eine klassisch mexikanische Erfahrung. Wir entschieden uns, alle unsere Fenster zu einer Werkstatt zu bringen, die auf die Herstellung von massgeschneiderten Scheiben spezialisiert war. Zuerst machten wir einen Testlauf nur mit einem Fenster, man weiss ja nie. Wir instruierten die Herren, dass sie die Scheiben für uns entfernen sollen. Sollte im Prozess eine Scheibe zu Bruch gehen sollten sie gleich eine neue herstellen. Gesagt, getan. Das Problem zeigte sich aber erst nach der Abholung. Die neue Scheibe passte zwar in die eine Hälfte des Rahmens, aber nicht in die andere. Die Arbeiter hatten wohl die Abmessungen für eine Seite genommen und dann gar nicht mehr probiert, ob die neue Scheibe auch wirklich ins Fenster passt. Wir entschieden uns trotzdem, ihnen auch unsere restlichen Fenster zu bringen.

Ein Hin und Her
Als wir diese ein paar Tage später abholen wollten, staunten wir nicht schlecht. Wieder passten diverse Scheiben nicht. Zudem war eine Scheibe verkratzt, eine neue hatte einen Sprung, und eine Scheibe war mit einem Wasserzeichen des Herstellers versehen. Hatte wohl niemand bemerkt. Uns wurde versichert, dass das Problem sofort gelöst werden würde, sollte nur ein paar Minute dauern. Als wir nach fast 45 Minuten immer noch warteten und kein Ende in Sicht war, verabschiedeten wir uns freundlich. «Muchas gracias, regresamos mañana» (Vielen Dank, aber wir kommen morgen wieder).

Mexikanische Kuriositäten
Wir erleben bei diesen Schiffsprojekten auch immer wieder Kurioses, so zu Beispiel, als wir den ausgeliehenen Propellerentferner wieder zurück in die Werkstatt brachten. Patricia betrat vor mir die menschenleere Halle und lief zum Büro weiterhinten. Als sie um die Ecke ins Büro reinschaute, machte sie direkt ein paar Schritte rückwärts. Denn ihr kam ein Schaf (ja, du liest richtig) entgegen. Ihm folgten lachend zwei Herren, einer davon der Senior-Chef. Dann kam vom Hinterhof sogleich ein zweites Schaf angelaufen, gefolgt von drei Welpen und zwei Hunden. Was für eine Menagerie.


Kratzen und Putzen
Als wir dann die fertigen Scheiben endlich in unseren Händen hatten, ging die Putzarbeit an den alten, schweren Bronzerahmen los. Der alte Kleb- und Füllstoff musste entfernt werden. Über die Jahre hatten anscheinend schon diverse Versuche einer Abdichtung stattgefunden, nun waren wir dran. Mit diversem Kratzwerkzeug ausgerüstet machten wir uns an die Arbeit. Übrig blieben schön saubere Fensterrahmen, bereit zum Einbau. Wir werden sehen wie reibungslos das ablaufen würde. Fenster auf Schiffen sind notorische Zeitfresser, wenn sich die Besitzer überhaupt mal überwinden können, sich um sie zu kümmern.



Fortschritt auf dem Deck
Meanwhile, the painters worked their way forward step by step on our deck. Their opinion was the same as ours – it was time for a fresh coat of paint! As always with painting, preparation is 90% of the work. They have been busy sanding and filling the deck for four weeks now. The goal is a perfect surface, nothing more, nothing less. That takes time. The poor guys have to toil outside in the heat, the sun beating down from the sky. Since Pati had already started the sewing machine anyway, she sewed them a sunshade for the whole deck. Those will remain mounted while we’re gone, so that the brutal Mexican UV radiation can do no damage Milagros and her new deck while we are away.





Auch der Spass kommt nicht zu kurz
Das alles tönt jetzt danach, als wären wir nur am Schuften. Das ist aber nicht wahr. Wie immer, wenn wir im Boatyard sind, machen wir nur genau so viel, wie wir Lust haben. Manchmal 8 Stunden, manchmal zwei, manchmal gar nix. So verhindern wir, dass wir ausbrennen und die Lust verlieren. Ja wir wissen, das tönt jetzt wieder nach «mümümü», aber die Arbeit am Schiff ist wirklich nicht ohne und das Potential für Frustration ist immens. Wir geben uns deshalb Mühe, guten Ausgleich zu finden.

Ausflüge, Party, BBQ
Der Boatyard ist um diese Jahreszeit schon recht leer, trotzdem sind aber noch ein paar Leute hier und arbeiten an ihren Schiffen. Daher bleibt immer Zeit für einen Schwatz, einen Grillabend, Kino, Ausflüge zum Billardspielen mit viel zu viel Bier (man sieht’s fast nicht auf den Fotos von mir und Pati) oder Parties im Hair of the Dog in San Carlos, wo ich immer auch ein, zwei Stücke am Schlagzeug mit der Band mitspielen kann. Auch neue mexikanische Bekanntschaften haben wir gemacht und werden beispielsweise zu grossartigen Nachmittagen mit viel Fleisch vom Grill eingeladen. So vergeht die Zeit wie im Flug und wir haben neben der Arbeit auch viel, viel Spass.









Ein herziges Geschenk
Auch unter dem Schiff läuft alles wie am Schnürchen. Wir sind nämlich stolze Besitzer einer kleinen Hundefamilie geworden. Die hochschwangere Mutter ist bei einem unserer Grillabende aufgekreuzt und hat sich kurzerhand entschieden, ihre Babies direkt neben Milagros und in unserer Gegenwart zur Welt zu bringen. So so so so herzig. Das einzige Problem daran: Der Boatyard akzeptiert keine Strassenhunde. Diese werden normalerweise direkt eingefangen und «weggebracht». Verständlich, denn in Guaymas ist die Situation mit Strassenhunden so was von ausser Kontrolle. Die Regierung der Stadt unternimmt so ziemlich genau gar nichts und so kommen in jeder Ecke der Stadt am Laufmeter neue Hündlis zur Welt.



Wir bauen der Familie ein Haus
In unserem Fall und dank ein wenig Verhandlungsgeschick wurde eine Ausnahme gemacht. Die Hunde dürfen bleiben, müssen aber weg sein, wenn wir nach Hause in die Schweiz fliegen. Wer weiss, vielleicht gibt es ja für eine Strassenhunde-Familie ein Happy End. Wir haben natürlich alle Hebel und Kontakte in Bewegung gesetzt, dass die kleine Family ein schönes Zuhause findet. Kurzerhand haben wir ihnen unter Milagros ein Camp eingerichtet, gemütlich und von der mexikanischen Sonne geschützt. Haben wir schon gesagt wie herzig die Bébés sind? SIE SIND SO HERZIG!!!! Mama ist auch ein richtig toller Hund, wir müssen unbedingt eine Lösung finden.

Schritt für Schritt
Während die Mutter unter dem Schiff auf ihre Kleinen aufpasst, geht auch bei uns das Boatyard-Leben weiter. Schritt für Schritt bewegen wir uns auf das Ende unserer Saison zu. Punkt für Punkt wird von unserer Liste abgehakt. Milagros geniesst ihr Spa-Treatment und wir früher oder später in ganz neuem Glanz erstrahlen. Wenn das Deck gemacht ist, ist sie unser Meisterwerk. Wir haben sie dann von oben bis unten verschönert und verbessert. Wie sagt man so schön? Der stete Tropfen höhlt den Stein. Das Leben meint es gut mit uns.
Und zu Guter letzt möchten wir noch Danke sagen. Danke dass ihr bei unseren Abenteuern dabei seid, danke für die vielen vielen Bierchen, die ihr uns spendiert habt, danke fürs Feedback, danke für die Kommentare. Wir haben viel Spass an diesem Blog - wenn du willst kannst du mit uns feiern indem du unten auf den Button klickst. Du kannst auch gleich ein monatlicher Unterstützer bei Patreon werden wenn du willst. Vielen Dank!