Delfine zum Frühstück

In dieser Episode von Segeln auf Milagros: Einmal um den ganzen Planeten, ein bisschen Liebe für die Hunde von El Mero, Pendeln in Thailand, wir müssen uns mal wieder verabschieden, eine tolle Überfahrt, Delfine überall und eine Planänderung. Es ist so viel passiert in den letzten Wochen, ich weiss fast nicht, wo ich anfangen und wieder aufhören soll. Nach langen und arbeitsreichen Wochen am Dock von El Mero machen wir uns endlich auf den Weg in Richtung Süden und somit in Richtung Panama. Aber zuerst müssen wir uns noch um ein paar Dinge kümmern. Manche sind weniger wichtig, manche mehr.

Ich arbeite nun schon seit knapp 10 Jahren für ein Schweizer Unternehmen, unter anderem auf Auslandeinsätzen. Für einen solchen bin ich für etwas mehr als zwei Wochen nach Bangkok geflogen, deshalb habe ich die letzten Wochen mit langen Arbeitstagen in Bangkok verbracht. Es hat grossen Spass gemacht mal wieder ins Arbeitsleben einzutauchen, die Arbeitskollegen und Arbeitskolleginnen wiederzusehen und in einer lärmigen, grossen Stadt unterwegs zu sein. Die Zeit verging wie im Flug und ich hatte sogar ein wenig Zeit für ein bisschen Sightseeing. Und wer hätte das gedacht? Ich habe mir natürlich einen Bootsausflug ausgesucht. Mein Vater hat vor ein paar Jahren eine Reise nach Thailand gemacht und mir dieses Erlebnis immer wieder wärmstens empfohlen.

Schiffsverkehr in der grossen Stadt

Der Chao Prayha Fluss schlängelt sich einmal mitten durch Bangkok und wird von allerlei Schiffsverkehr frequentiert. Was für uns in der Schweiz der Bus, der Regionalzug oder das Tram ist, ist für die Bevölkerung von Bangkok unter anderem das Schiff. Der Fluss wird von verschiedensten Linien frequentiert, die sich durch farbige Flaggen voneinander unterscheiden. Ich habe mich schlussendlich für den «Bummler» entschieden, der durch eine orange Flagge markiert ist und an den meisten Piers auf beiden Seiten des Flusses Halt macht.

Los geht die wilde Fahrt

Ich stellte mich ich an unserem freien Sonntag an den Pier und wartete auf ein schnelles, langes Schiff mit wehender oranger Flagge, welches nach kurzer Wartezeit eintraf. Angetrieben von einem grossen, lauten Dieselmotor schnaubte das Boot in meine Richtung, legte nur mit dem Heck an und ich wurde von einem mit Trillerpfeife ausgerüsteten Mitarbeiter aufs Boot geleitet. Die Fahrt kostete schlappe 16 Baht (50 Rappen/Cent), bezahlen musste man bei einer weiteren Mitarbeiterin, die wie in der guten alten Zeit mit einer kleinen, klappernden Kasse im Boot auf und ab ging um die Tickets auszustellen.

Thailändische Motor arbeiten hart

Schnell wurde mir klar, dass Burrito (unser Dieselmotor) an Bord von Milagros ein wirklich gemütliches, fast schon luxuriöses Leben führt. Der Kapitän des Schiffs liess seinen Motor aufheulen, besonders an den Piers wurde ohne Rücksicht auf Verluste der Vorwärts- und Rückwärtsgang eingelegt, die Tourenzahlen ins fünffache erhöht und der schreiende Dieselmotor in seiner Box im Schiff konnte einem fast schon leidtun. Wer weiss, vielleicht stehen thailändische Dieselmotoren ja darauf. Die Kommunikation zwischen Kapitän und dem Mitarbeiter, der verantwortlich für Boarding war, fand via Trillerpfeife und Rückspiegel statt und war so eingespielt, davon können Pati und ich auf Milagros nur träumen. Vielleicht müssen wir uns auch eine Trillerpfeife und Rückspiegel zulegen.

Pati tut Gutes für die Hundewelt

Während ich weg war, hatte Pati mit ein paar anderen Bewohnern des Königreichs von El Mero den Hunden, die mit uns am Dock lebten, etwas Gutes getan. SBPA San Carlos ist eine Non-Profit-Organisation, die sich dem kostenfreien Kastrieren von Strassen- und Familienhunden verschrieben hat. Mexiko hat, wie so viele andere Länder auf der Welt, ein riesiges Streunerproblem, das kaum zu bändigen ist, und SBPA versucht, hier einen Beitrag zu leisten. Nach einem kurzen Telefonat mit der Organisation fand sich an einem Sonntagmorgen um 7 Uhr eine Mitarbeiterin von SBPA im Königreich ein, um die noch nicht kastrierten Hunde einzufangen und zu kastrieren.

Einstein

Dingo, Gumpi-Ball, Cheesecake, Einstein

Als hätten die unkastrierten Hunde es geahnt, waren sie nirgends zu finden, und nur zwei unglückliche übriggebliebene Tiere wurden eingefangen und operiert. Einstein und Cheesecake (andere Hunde kriegten Namen wie One Year und Two Year, Rubber Ball, Dingo oder Mamacita verpasst, die Bewohner von El Mero sind äusserst kreativ) kriegten ihre Eier und Eierstöcke entfernt. Kaum war das Prozedere erledigt und die SBPA von dannen gezogen tauchten alle unkastrierten Hunde wie aus dem Nichts wieder auf. Clever, clever. Leider habe ich die ganze Aktion verpasst, denn ich war noch in Thailand.

Bitte helft den Hunden von Guaymas: Wir wissen, dass alle von euch ein paar Dollar, Franken, Euros oder Baht übrig haben, um dem Unternehmen zu helfen. Also macht das Portmonee auf und tut etwas Gutes für die Hundewelt von Guaymas, Mexiko! Eine Kastration kostet rund 20 Franken/Dollar. Wir haben bereits einen Hunni lockergemacht, also ab die Post! Hier könnt ihr ganz gemütlich online spenden. Es lohnt sich!

Eine lange, lange Reise zurück aus Thailand

So schnell wie ich in Bangkok angekommen war, so schnell ging es auch wieder zurück nach Mexiko. Die Rückreise war eine der längsten, die ich bisher unternommen habe, und ich bin ja weiss Gott schon viel unterwegs gewesen und um die Welt geflogen. Eine Stunde mit dem Taxi an den Flughafen, 7.5 Stunden von Bangkok nach Tokio, knapp 13 Stunden von Tokio nach Mexiko City, 24 Stunden Aufenthalt in Mexiko City, 3 Stunden von Mexico City nach Hermosillo, 2 Stunden Bus nach Guaymas, 45 Minuten Fahrt vom Busterminal zu Milagros. Alles in allem ein völliger Wahnsinn, aber schlussendlich war die Reise relativ kurzweilig und Zeit in Mexico City zu verbringen ist auch nie verkehrt. Wir können einen Besuch dieser tollen Stadt einfach nur jedem ans Herz legen. Wenn ihr mal in CDMX eintauchen wollt - hier ist der erste Teil von einem zweiteiligen Blogbeitrag über unseren Besuch der riesigen Hauptstadt von Mexiko.

Endlich Zuhause

Als der Bus endlich ins Terminal in Guaymas einbog, wartete Pati schon auf mich. Es war spätabends und dunkle Nacht. Wir mussten nicht mal ein Taxi nehmen, da sie das Auto von Keith ausleihen durfte. Meine Rückkehr aus Bangkok markierte auch den offiziellen Startschuss zu unserer Reise Richtung Süden. Dieses Jahr wollen wir es bis Panama schaffen und endlich zu Iñaki and Carmen aufschliessen. Wir wollten uns noch etwa eine Woche Zeit nehmen um das Schiff vorzubereiten und noch ein kleines Upgrade abzuschliessen, das sich nun schon viel zu lange hinzog.

Ein Upgrade für unsere Solarpanels

Unsere Solarpanels waren bisher nur von zwei vom Vorbesitzer selbst gebastelten Plastikständern gestützt, die aber nicht an den Solarpanels angeschraubt waren. So ist es immer wieder vorgekommen, dass der Wind die Solarpanels aus den Ständern gehoben hat und sie herunter an die Reling geknallt sind. Diesem Problem wollten wir ein für alle Mal den Garaus machen, indem wir beim lokalen Metallarbeiter und Schweisser Jorge Garcia schicke Ständer aus Chromstahl bestellt haben. Wie das leider oft der Fall ist in Mexiko, hat er sich aber viel zu lange Zeit gelassen mit der Herstellung. Die ganze Aktion verkam leider zu einem Last-Minute-Projekt, mit dem wir ganz zufrieden sind, das aber nicht so herausgekommen ist, wie wir es uns vorgestellt haben. Trotzdem sind unsere alten und neuen Solarpanels nun sicher vor dem Wind. Die Installation markierte auch unsere letzten Handgriffe im schönen Königreich von El Mero, bevor wir die Überfahrt zurück zur Baja California Halbinsel in Angriff nehmen wollten.

Auf Wiedersehen, liebes Königreich!

Natürlich konnten wir El Mero nicht verlassen, ohne noch einmal mit all den lieben Leuten vom Dock zusammen zu sitzen. Seit dem Cabrales Boatyard haben wir keine so tolle Gemeinschaft mehr kennenlernen dürfen. Ihr werdet uns fehlen! Und dann, pünktlich zum Beginn einer neuen Woche starteten wir wieder ins grosse Abenteuer. Beim Ablegen haben wir noch fast unsere neuen beiden Solarpanels geschrottet. Nur dank schnellem Eingreifen von Lucas hängen sie noch am Schiff. Die Moral der ganzen Aktion: Wir hätten eigentlich immer genug Zeit um Ablegemanöver noch kurz durchzudenken, aus irgend einem unerfindlichen Grund machen wir das aber einfach nicht.

Danke für das tolle Bild, Tyr!

Ein sportlicher Start in die Überfahrt

Das Wetterfenster, das wir uns ausgesucht haben, versprach Leichtwindsegeln oder Motoren. Weit gefehlt! Kaum bogen wir um die Ecke aus El Mero heraus, zog der Wind an und wir zogen bei 15 Knoten Wind mit teilweise über 7 Knoten davon. Anstatt Leichtwindsegeln wurden es sportliche Stunden. Auch mit doppelt gerefftem (verkleinertem) Grosssegel verlor Milagros kein bisschen an Fahrt. Wir machten somit genau die gleiche Erfahrung wie damals Ende 2020 bei der Überfahrt von Ensenada in den Boatyard von Puerto Peñasco - wenn sich Milagros mal eine Geschwindigkeit ausgesucht hat, bringt man sie davon so einfach nicht mehr weg. So zogen wir davon und wir hatten einen Riesenspass. Wir merken definitiv, wie unsere Erfahrung immer mehr zunimmt.

Die See beruhigt sich

Nach gegen die 5 Stunden High Speed-Segeln und mit dem Eindunkeln nahm der Wind stetig ab. Das war in den Prognosen tatsächlich so vorausgesagt. Nach einem wunderschönen Sonnenuntergang war es dann irgendwann Zeit, das Vorsegel einzurollen und Burrito musste an die Arbeit. So tuckerten wir in eine klare und eiskalte Nacht hinaus. Während meiner Schicht von 8 Uhr bis Mitternacht konnte ich der See praktisch zusehen wie sie sich beruhigte. Vor ein paar Stunden wurden wir von der Sea of Cortez noch herumgeschubst, nun war sie spiegelglatt und ruhig. Pati hatte sich wegen dem Seegang entschieden, bei mir im Cockpit zu schlafen, ich ging für meine Nachtruhe ganz nach vorne in die Bugkabine, da wir ja keine Wellen mehr hatten.

Delfine zum Frühstück

Am nächsten Morgen, pünktlich zum Kaffee, meldete sich Besuch an. Naja, nicht ganz. Es war eigentlich wie immer – plötzlich waren sie da. Delfine! Eine kleine Gruppe von grossen Tümmlern fand sich am Bug von Milagros ein. Da wussten wir noch nicht, dass diese kleine Gruppe nur die Vorhut einer grossen Schule von wahrscheinlich mehreren hundert Tieren war. Denn plötzlich bemerkten wir, dass hinter dem Schiff überall Rückenflossen zu sehen waren, die durchs Wasser zogen.

Die Delfine holen auf

Einfach nur wow.

Die Schule war auf genau demselben Kurs wie wir unterwegs. Während es sich die vorderen paar Tiere es sich bereits an unserem Bug gemütlich gemacht hatten, blieb der grosse Rest auf Distanz hinter dem Schiff. Dies währte allerdings nicht lange, denn plötzlich zogen die Delfine los wie die Feuerwehr, bis sie zu uns aufgeholt hatten und sie blieben tatsächlich während etwas mehr als einer Stunde rund ums Schiff und somit wurden wir Teil ihrer Gruppe. Was für ein krasses Erlebnis. Die Tierwelt aus solch einer Perspektive zu sehen ist wahrscheinlich eines der grössten Privilegien die mit unserem Leben auf dem Wasser kommen. Das sind genau die Erinnerungen, die ein Leben lang bleiben.

Land in Sicht!

Nachdem sich die Delfine wieder verabschiedet hatten, war auch schon unsere Zielbucht «San Juanico» im Blick. Wer schon etwas länger mitliest, weiss, dass wir im letzten Sommer auf unserem Weg nach Norden dort mit Hazel und Paul auf SV Susimi geankert hatten. Ein toller Flecken Erde! In San Juanico wollten wir den nächsten starken Nordwind abwarten. Wir waren bereits mit den Vorbereitungen in die Ankerbucht beschäftigt, als sich Pete von SV Swan Song und Bernie von SV Momo per Funk meldeten. Sie waren schon seit ein paar Tage dort und so fragten wir nach den Begebenheiten.

Eine kleine Planänderung

Pete hatte sich soeben aufgemacht, um in Richtung Isla Coronados zu segeln, in der Hoffnung, dass es dort ein wenig ruhiger war. Allem Anschein nach war es in San Juanico auch ohne starken Nordwind schon eher wacklig und es waren bereits ein paar andere Schiffe in der Bucht vor Anker. Nach unserer Erfahrung auf Espiritu Santo, wollten wir eine Wiederholung tunlichst vermeiden. Alles in allem haben die Infos und die Wind- und Wellensituation dazu geführt, dass wir uns entschieden haben, Pete einfach zu folgen und mit ihm direkt zur Isla Coronados zu segeln. Die Entscheidung war die richtige und es wurde ein richtig gemütlicher Ausflug mit schönem Leichtwindsegeln über flaches, ruhiges Wasser. «Champagnersegeln» nennt man das im Fachjargon, nid wohr. Tolle Bilder von Swan Song und Milagros sind dabei auch entstanden.

Zurück auf der Insel

Wir staunten nicht schlecht, als wir an der Südostspitze der Insel um die Ecke bogen und nur zwei andere Schiffe am langen, sandigen Ufer vor Anker lagen. So konnten wir uns wunderbar Zeit zum Aussuchen unseres Ankerplatzes nehmen und fanden uns zum x-ten Mal an dieser paradiesischen Insel ein, die alles hat, was die Sea of Cortez bietet. Weisse Sandstrände, Wanderwege, traumhafte Umgebung, eine grössere Stadt direkt in der Nähe und viele Meeresbewohner.

Zeit für ein Ankerbier

Das Wasser war glasklar und kaum geankert fanden sich bei der Ankerkette bereits die ersten Kugelfische ein, um im durch unsere Ankerkette aufgewühlten Meeresboden nach Nahrung zu suchen. Eine Gruppe Delfine zog vorbei, das Wasser war türkisgrün, die Wolken zogen vorbei und blieben dramatisch an den Bergspitzen um uns hängen. Das war ein toller Start in die neue Saison, es war Zeit für ein Ankerbier und Pläneschmieden. Es warten aufregende Monate auf uns.

So, das war's mit diesem Blogpost. Dieses Mal wollen wir nicht nach Biergeld fragen, sondern nach Spenden für SBPA in Guaymas. Tu der Hundewelt etwas Gutes und hilf den mexikanischen Strassenhunden. Wenn du auf den Button hier unten klickst, kommst du direkt auf die Homepage von SBPA und kannst dir aussuchen, wie du spenden willst. Es ist wirklich einfach und schnell getan! Versprochen! Vielen lieben Dank! Wuff!

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